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Kamenzer Umland

Sehenswürdigkeiten sowie beliebte Ausflugs- und Wanderziele sind unter anderem

Oberlichtenau

Im Jahr 1718 erbte der aus der Uckermark stammende Christian Gottlieb von Holtzendorff das etwa 10 km südwestlich von Kamenz nahe bei Pulsnitz gelegene Rittergut Oberlichtenau. Um sich hier einen standesgemäßen Wohnsitz zu schaffen, ließ er ab 1724 ein Barockschloss bauen - das Oberlichtenauer Schloss - und einem Park im französischen (Barock-) Stil anlegen. Um 1750 gestaltete der bedeutende sächsische Baumeister Johann Christoph Knöffel das Schloss für Graf Heinrich von Brühl um. Der sächsische Premierminister hatte es im Jahr 1744 - neben zahlreichen anderen sächsischen Herrensitzen - gekauft, war allerdings nur selten in Oberlichtenau zu Gast.

Schloss OberlichtenauDer mit klarer Linienführung gestaltete zweigeschossige Rechteckbau verfügt über ein abgewalmtes Satteldach und einen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel. Der schöne Festsaal (1726) im Obergeschoss, zu dem eine geschwungene Treppe mit durchbrochenen Sandsteinbrüstungen hinauf führt, zeigt eine prächtige Stuckdekoration.

Bild: Schloss Oberlichtenau (Aquarell)


Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) befahl Preußenkönig Friedrich II., ein intimer Feind Brühls, die Zerstörung aller Brühlschen Güter. Brühls Erben ließen das Schloss nach dem Krieg wieder herstellen und verkauften es 1774 an Graf Andreas von Renard, der es bald darauf an den sächsischen Minister Graf Marcolini weiterverkaufte. Dieser nutzte es jedoch kaum, sodass das Schloss seit jener Zeit langsam verfiel. Der Barockgarten, von dem einige barocke Plastiken erhalten blieben, erfuhr am Ende des 18. Jahrhunderts die Umgestaltung in einen Landschaftspark.

Im Jahr 1945 wurden Rittergut und Schloss in Volkseigentum überführt, später diente das Gebäude als Kinderheim, in neuerer Zeit vor allem als Konzert-Veranstaltungsort (im Festsaal). Der Ehrenhof wurde mit zwölf aus der Zeit Holtzendorffs stammenden Sandsteinfiguren (Kinderfiguren) geschmückt. Vor kurzem verkaufte die Gemeinde das Schloss mit Grundstück an einen Privateigentümer.

Pulsnitz

Die "Pfefferkuchenstadt" Pulsnitz befindet sich etwa 12 km südwestlich von Kamenz nahe der Quelle des Flusses Pulsnitz.

Die Pulsnitzer Pfefferkuchenbäckerei geht bis auf das Jahr 1558 zurück. Eine weitere berühmte Handwerkstradition der Stadt ist die Pulsnitzer Töpferei mit der charakteristischen Schwämmeltechnik. Weithin berühmt wurden die mit blauer und brauner Glasur ausgestatteten Pulsnitzer Töpferwaren der Marke Jürgel. Der von 1742 bis 1959 von der Kunsttöpferei Jürgel betriebene "Kasseler Langofen" ist heute museal ausgestellt. Die dritte Handwerkstradition der Stadt ist die Pulsnitzer Blaudruckerei. Im Färbereihaus (Bachstraße), das zu den bedeutendsten technischen Denkmalen Sachsens gehört, sind etwa 600 Druckstöcke aufbewahrt, darunter einige vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Stadtkirche St.Nikolai, eine dreischiffige Hallenkirche vom Anfang des 16. Jahrhunderts, war nach einem Brand im Jahr 1742 nach Plänen von Johann Andreas Hünigen bis 1745 wieder aufgebaut worden. Die Turmhaube kam im Jahr 1781 hinzu. Die Innenausstattung lässt den Einfluss des Dresdner Ratszimmermeisters George Bähr, des Erbauers der Dresdner Frauenkirche, erkennen. Auf schlanken Stützen mit geschnitzten Kapitellen ruht die hölzerne Flachkuppel. Die zweigeschossigen Emporen sind oval eingebaut. Der einschiffige Chor besitzt an beiden Seiten üppig dekorierte zweigeschossige Logen. Der Empire-Säulenaltar aus Terrakotta ist eine Arbeit des Dresdner Töpfermeisters Johann Gottfried Lehmann aus dem Jahr 1796. Die reich figurierte Holzkanzel schuf der Freiberger Bildhauer und Maler Franz Ditterich d.Ä. um 1600.

In einem zellengewölbten Raum im Südteil der Stadtkirche ist seit 1934 die Gedächtniskapelle für den berühmten, in Pulsnitz geborenen Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861) eingerichtet. Die Grabsteine seiner Eltern sind eigenhändige Werke Rietschels. An den großen Sohn der Stadt erinnern auch das Rietschel-Denkmal auf dem Marktplatz und eine Tafel am Haus Rietschelstraße 16.

Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau

Sachsen ist das Mutterland der Reformation. In der Lausitz, die noch weit über die Zeit der Reformation hinaus (bis 1635) unter böhmischer Landesherrschaft stand, blieben jedoch zahlreiche katholische Sprengel erhalten.

Das im Jahr 1248 wie für Klöster dieses Ordens typisch in einer Senke gegründete Zisterzienserinnenkloster St.Marienstern gehört zu den ältesten deutschen Zisterzienserklöstern. Der erste Konvent bestand aus 16 Nonnen, heute sind es etwa 20 nach wie vor unter sehr strengen Ordensregeln lebende Zisterzienserinnen. Nach 1945 hatten aus Polen und Böhmen vertriebene Nonnen die Anzahl kurzfristig auf 60 erhöht.

Der nach seinem Stammkloster Citeaux nahe Dijon benannte Reform-Orden der Zisterzienser entfaltete sich zwischen 1115 und 1153 unter Abt Bernhard von Clairvaux. Die Zisterzienser verschrieben sich den Lebensregeln von Benedikt und nahmen die Carta caritatis als Verfassung an. Jeder Luxus war verboten. Der Ordensbesitz sollte auf eigener Hände Arbeit beruhen, also nicht aus Zinseinkünften und ähnlichen Einnahmen stammen. Im Laufe der Zeit schliffen sich die strengen Ordensregeln in Anpassung an die Erfordernisse des wirtschaftlichen und kulturellen Klosterlebens allmählich ab. Bei der deutschen Kolonisation der früheren westslawischen Siedlungsgebiete erschien den Landesherren der Zisterzienser-Orden für die Neueinrichtung von Klöstern und Gütern als besonders geeignet, weil Eigenschaften wie Arbeitspflicht und handwerkliches Können bei diesem Orden in besonders hohem Maße ausgeprägt waren.

Die am Kloster vorbei führende Hohe Straße (Via regia, Königsstraße) war eine der wichtigsten Ost-West-Handelswege des Spätmittelalters. Sie brachte auch dem Kloster enorme wirtschaftliche Vorteile.

Im Umfeld des Klosters wurde zwischen 1890 und 1895 der Lippe-Naturpark angelegt. Hier steht seit 1949 ein Bronzedenkmal für den sorbischen Dichter Jakub Bárt-Cisinski (1856-1909). In seinem Geburtshaus in Kuckau kann man ein Gedenkzimmer besichtigen.

Im Kloster St.Marienstern sind zahlreiche sächsische Würdenträger, die dem katholischen Glauben anhingen, beigesetzt. Dazu gehören der Statthalter Augusts des Starken Anton Egon von Fürstenberg (1656-1716), die Gräfin Sulkowski (1712-1741) und der große Barock-Architekt Raymond Leplat (1664-1742), der unter anderem die Innenausstattung des Dresdner Residenzschlosses und des Barockschlosses Moritzburg schuf. Dass im Kloster auch Nichtkonventsmitglieder beigesetzt werden können, hatten die als Stifter tätigen Kamenzer Herren Bernhard III. (1296 gestorben) und Heinrich I. (1318 gestorben) durchgesetzt. Deren Sandsteinsarkophag mit Bronzeplatten, von der Prager Bildhauerschule um 1629 geschaffen, steht vor dem Hochaltar der Klosterkirche. (Die darauf verzeichneten Lebensdaten sind nicht korrekt.)

An Wallfahrtstagen wie Osterdienstag, Pfingstdienstag, Fronleichnam, Maria Heimsuchung und Maria Geburt ist St.Marienstern das Ziel tausender Katholiken aus der ganzen Lausitz. Mit der Osterwallfahrt verbunden ist die sorbische Tradition des Osterreitens, des Abreitens der Saat. Das Kloster trug überhaupt viel zur Pflege des sorbischen Brauchtums und Kunstschaffens bei.

Das Kloster und die Wirtschaftsgebäude sind von einer Mauer umgeben. Die älteste Bausubstanz stammt von 1259, das mit Türmchen verzierte Haus der Äbtissin vom Ende des 17. Jahrhunderts. Die Klosteranlage wurde ab 1720 barock umgebaut, der Neue Konvent in den Jahren 1731/32 fertiggestellt.

Die auch der Laiengemeinde offene und dementsprechend große Klosterkirche, eine 44 m lange, 13,5 m breite und 17 m hohe dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit sterngeschmücktem Dreieckgiebel und barocker Ausstattung, besitzt, wie bei Zisterzienserbauten üblich, keinen Kirchturm, sondern einen Dachreiter (1677). Die Nonnen-Empore und ein zum Kreuzgang ausgebautes Seitenschiff sind dem Orden vorbehalten. Den prächtigen Hochaltar (den kostbarsten der Lausitz neben dem der Bautzener Kirche St.Petri) schuf Franz Lauermann im Jahr 1751 in Prag.

Weitere Sehenswürdigkeiten der Klosterkirche sind ein Vesperbild aus der Mitte des 14. Jahrhunderts in prunkvollem barocken Gehäuse, das Altarbild mit der Himmelfahrt Marias (Franz Karl Palko, 1755), der Tabernakelschrein (Kaspar Gschwander, 1756, Prag) mit feingearbeitetem Schloss und die Tabernakeltür (Ignaz Platzer, Prag). Von Ignaz Platzer stammen auch die Figuren der vier Hauptheiligen und der ursprüngliche figürliche Altarschmuck (1891 durch Statuen von Ferdinand Demetz aus Tirol ersetzt). An der Chorwand nahe dem Hochaltar ist das große Abendmahlsbild von Franz Schwarz zu sehen (der dargestellte romanische Kelch, eine Goldschmiedearbeit aus dem 13. Jahrhundert, befand sich einst im Besitz des Klosters). Auf der Brüstung des Nonnenganges stehen zwölf barocke Skulpturen von 1720, an der Westseite die beiden von Matthias Wenzel Jäckel aus Prag geschaffenen lebensgroßen Sandsteinskulpturen "Christus auf der Rast" (1718) und "Mater dolorosa" (1720). Zu jedem Gewölbejoch gehören drei überlebensgroße Holzplastiken. Die Ostfenster des nördlichen Seitenschiffes enthalten noch zwei Scheiben mit Glasmalereien aus der Zeit um 1370. Nur diese "Hussitenfenster" haben den Kirchenbrand von 1429 (in der Zeit der Hussitenkriege) überstanden.

Die Sakristei enthält Bauteile aus dem 13. Jahrhundert. In der Klausur steht ein Flügelaltar aus der Zeit um 1520. Die älteste Handschrift der hier eingerichteten Bibliothek stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Nahe dem Gästehaus stehen drei Denkmalsäulen - die 6 m hohe Dreifaltigkeitssäule (1723), die Nepomuksäule (1721) und mitten im Hof die 5,50 m hohe Mariensäule (1720).

Im Jahr 1975 endete die mehr als 200 Jahre lang betriebene klostereigene Bierbrauerei. Die auf alten klösterlichen Rezepturen beruhende Brautradition wurde dann in der Wittichenauer Brauerei fortgesetzt.

Auf der Fläche der im Jahr 1991 von einem Jahrhunderthochwasser überspülten Gärtnerei entstand im Jahr 1994 ein Umwelt- und Lehrgarten.

Zu St.Marienstern gehören siedlungsgeschichtlich sehr interessante Klosterdörfer. Crostwitz ist ein schönes Beispiel für in Sachsen seltene rittergutsfreie Bauerndörfer. Die zu Panschwitz-Kuckau gehörende Dorfanlage Schweinerden steht als eines von wenigen erhaltenen Rundplatzdörfern unter Denkmalschutz.

Wallfahrtsort Rosenthal

Zum Kloster St.Marienstern gehört auch der etwa 6 km entfernte Wallfahrtsort Rosenthal mit der zwischen 1776 und 1778 erweiterten Wallfahrtskirche. Mit 42 m Länge und 19 m Breite gehört sie zu den größten Kirchen der Lausitz. Schon seit 1669 pilgern Wallfahrer zu der hier seit 1628 untergebrachten 30 cm hohen Lindenholz-Statuette "Unserer Lieben Frau von der Linde" (1460-1480). Der zwölfteilige Bilderkranz zeigt Szenen aus dem Marienleben. Die Statuette war am 1. Mai 1945, nach einem Bombenangriff auf Rosenthal, vom Verwalter aus der brennenden Kirche geborgen worden. Noch im selben Monat fand die erste Wallfahrt der Nachkriegszeit statt. Später erhielt die Kirche eine moderne Innenausstattung, zu der eine wertvolle Orgel der Dresdner Firma Gebrüder Jehmlich gehört.



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