Landeshauptstadt Dresden
Geschichte der Oberlausitz
Deutsche Kolonisation, Böhmische Zeit | Sechsstädtebund | Neuere Geschichte | Die Sorben | Geschichte in Stichpunkten

Sorbische Besiedlung der Oberlausitz

Lausitzer Kultur, Germanen und Westslawen (Sorben)

Schon für die Zeit vor mehr als 12.000 Jahren sind für die Oberlausitz steinzeitliche Niederlassungen nachgewiesen. Vor 3.500 Jahren, in der Zeit der Lausitzer Kultur, kam es zu einer intensiveren Besiedlung dieser Region. Ab dem 3. Jahrhundert lebten hier ostgermanische Stämme, zeitweise wohl auch die Burgunder.

In der Zeit zwischen 480 und 720 nahmen westslawische (sorbische) Stämme die von den Germanen im Zuge der Völkerwanderung verlassenen Gebiete an der Oberelbe, der Spree und der Oder in Besitz. Im südbrandenburgischen Raum um Cottbus und Spreewald siedelte sich der Stamm der Lusizer und im Oberlausitzer Gebiet Budissin (Bautzen) der Stamm der Milzener an. Sie kamen aus dem Osten, während die sich um 600 im Elbtal und im Raum Freiberg ansiedelnden sorbischen Stämme der Nisaner und Daleminzier von Süden her über die Erzgebirgspässe gekommen waren.

Der Name Lausitz ist von Lusici abgeleitet, dem sorbischen Namen des Siedlungsgebietes der Lusizer (Niederlausitz).

Die ursprünglich auf den Raum um Bautzen, das Milzenerland, beschränkte Oberlausitz dehnte sich im Verlauf der Geschichte über das gesamte Gebiet von der weiten Ebene im Norden (ab dem "Lausitzer Grenzwall" genannten Höhenrücken) über das Bautzener Bergland bis zum Zittauer Gebirge im Süden aus.

Die Sorben (Westslawen) siedelten meist in Weilern oder Rundlingen. Letztere bestanden aus kreisförmig (oft um einen Teich herum) angeordneten Häusern. Deren Rückseiten ließen sich im Verteidigungsfall miteinander verbinden, wodurch eine Art Burg entstand.

Überlieferungen aus dem 9. Jahrhundert nennen 30 Burgwarde (civitates, Bezirke) für das Gebiet der Milzener. Deren Hauptort dürfte sich auf dem Gelände der Bautzener Ortenburg befunden haben.

Von den zahlreichen Burgwallanlagen (Schanzen) im sorbischen Siedlungsgebiet, die als Zufluchtsorte, Herrensitze und Verwaltungszentren dienten, blieben einige bis heute erhalten. Sie wurden z.T. als Schauanlagen rekonstruiert. Andere sind zumindest noch als Bodenerhebung sichtbar oder leben in geographischen Namen fort.

Fortbestand der sorbischen Sprache und Kultur bis heute

Die Sorben konnten sich bis heute, auch wegen der sehr eigenständigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Lausitz, viel von ihrer Sprache und Kultur bewahren. Diese in der Nieder- und der Oberlausitz lebende, von den Deutschen auch als "Wenden" bezeichnete nationale Minderheit ist mit etwa 60.000 Angehörigen das kleinste der slawischen Völker.

Im 16. Jahrhundert trennten sich die nieder- und die obersorbische Schriftsprache. Letztere erfuhr durch Michal Frencels Übersetzung des Neuen Testaments (1706) eine bedeutende Weiterentwicklung. Wichtige Beiträge für die Pflege der sorbischen Kultur leisteten auch Jan Bochuwal Dejka, der ab 1809 die erste sorbische Monatsschrift herausgab, Handrij Zejler, der Begründer der sorbischen Romantik, und Jan A. Smoler, der eine Sammlung alter sorbischer Volkslieder veröffentlichte.

Im Mittelpunkt der sorbischen Kultur steht die Volkskunst, zu der die sorbischen Trachten und Volksbräuche wie das Osterreiten, die Kunst der Ostereierbemalung und die Fastnachtsmaskerade gehören. Das Volkskunstmuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Sorbische Museum in der Ortenburg in Bautzen verfügen über bedeutende Beispiele für das sorbische Kulturschaffen.

Die sorbische bildende Kunst blieb hinter der Literatur und dem Volkskunstschaffen deutlich zurück. Zwar gibt es auch in der Lausitz einige bedeutende Malereien und plastische Werke wie die des sorbischen Bildhauers J. Delenka (1695-1763) im Bautzener Domstift, doch die meisten sorbischen Bildhauer und Maler waren wegen der besseren Berufsaussichten im benachbarten Böhmen, vor allem in Prag, tätig (aus der von Matthias Wenzel Jäckel im Jahr 1684 gegründeten Prager Werkstatt gingen z.B. die Skulpturen der Karlsbrücke hervor).

Um die Eigenständigkeit ihrer Kultur auch in der Neuzeit zu wahren, gründeten die Sorben im Jahr 1912 einen Verband, die Domowina (Heimat). Der erste Vorsitzende bis 1927 war Arnost Bart (im Jahr 1919 gehörte er der tschechischen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles an). Der Artikel 113 der Verfassung der Weimarer Republik ("Die fremdsprachigen Volksteile dürfen ... nicht in ihrer freien volkstümlichen Entwicklung, besonders nicht im Gebrauch ihrer Muttersprache ... behindert werden.") brachte auch den Sorben neue Freiheiten in der Ausübung ihrer Sprache und Kultur. Doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten (1933) erfuhren sie schon bald eine starke Unterdrückung. Die Domowina, die sorbischen Zeitungen und der Gebrauch der sorbischen Sprache in Ämtern und Behörden wurden verboten. Himmlers Plan zur "Endlösung der Wendenfrage" von 1940 sah die Aussiedlung aller Sorben vor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, verabschiedete das Land Sachsen ein Gesetz zur Wahrung der Rechte der sorbischen Bevölkerung. Die Stadt Bautzen wurde Sitz der Eigenverwaltung (Domowina) der Sorben und ihr kulturelles Zentrum. Hier entstanden das Sorbische Museum, der Domowina-Verlag und das deutsch-sorbische Volkstheater. Seit jener Zeit fördert der Staat die Pflege der sorbischen Sprache und Kultur mit bedeutenden Finanzmitteln.


Deutsche Kolonisation, Böhmische Zeit | Sechsstädtebund | Neuere Geschichte | Die Sorben | Geschichte in Stichpunkten


  zurück zur Übersicht Oberlausitz

Angebote



   nach oben