Landeshauptstadt Dresden
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Sächsische Geschichte

Die Mark Meißen (929-1423)

Gründung der Mark Meißen

Im Jahr 929 gründete der deutsche König Heinrich I. (873-936) in dem von ihm eroberten Siedlungsraum der Daleminzier - unmittelbar nach der Eroberung der slawischen Hauptburg Gana - auf einem zwischen Triebisch und Meisabach strategisch günstig gelegenen Bergsporn am Elbufer (auf dem Meißner Burgberg) ein befestigtes Militärlager, aus dem später die nach dem Flüsschen Meisa benannte Burg Misni hervorging. Die Burg, deren Gebäude zunächst nur schlicht aus Holz bestanden, war der erste befestigte Stützpunkt der Deutschen im Siedlungsgebiet der Sorben. Schnell entwickelte sie sich zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Region.

Von Meißen aus brachten die königlichen Truppen im Jahr 932 den im Gebiet um Bautzen lebenden slawischen Stamm der Milzener unter die Botmäßigkeit des Königs. Dann zogen sie gegen die Lusizer, die in der Lausitz lebenden Slawen, und zerstörte deren Feste Liubusua (wahrscheinlich bei Luckau gelegen). Das im Jahr 933 vorrückende Ungarn-Heer konnte der König bei Riade (wahrscheinlich am Zusammenfluss von Helme und Unstrut gelegen) schlagen.

Otto I. (der Große, 912-973), der nach dem Tod von Heinrich I. im Jahr 936 die Regierung übernahm und im Jahr 962 die Kaiserkrone errang, gründete im Jahr 965 die ihm direkt unterstehende Markgrafschaft Meißen mit der Burg Meißen als Markgrafensitz. Weil der König aus sächsischem Geschlecht abstammte, galt die Mark Meißen als weiteres sächsisches Land neben dem im Nordwesten des Reiches bestehenden Herzogtum Sachsen.

Überall im eroberten Land, oft am Ort früherer slawischer Burganlagen, entstanden Hauptburgen und zahlreiche kleine Burgwarde, von denen aus die Deutschen die umliegenden Dörfer in Zusammenarbeit mit den slawischen Dorfältesten, den Supanen, verwalteten. Anders als z. B. die Mark Merseburg und die Herrschaften Halle und Wurzen, die zunehmend Eigenständigkeit erlangten, stand die von den Elbsorben bewohnte, noch wenig gesicherte Mark Meißen unter der straffen Führung des Reichsherrn.

An den Orten der Hauptburgen und einiger Burgwarde entstanden die ersten Kirchen auf slawischem Gebiet. Von ihnen ging die mit der Gründung des Bistums Meißen im Jahr 968 beginnende, aber zunächst sehr schleppend verlaufende Missionierung der Slawen aus. Das Bistum Meißen war für die im Machtbereich des Markgrafen liegenden Territorien, also für den Gau Daleminzien, den Gau Nisan (Elbgau) und das Land der Milzener um Bautzen (Gau Milska) zuständig.

Noch bis zum Jahr 1031 sah sich die Mark Meißen Eroberungsversuchen aus Böhmen und Polen ausgesetzt, bevor ihr Bestand als gesichert gelten konnte. Königliche Beamte und deutsche Ritter, die mit einer Heeresmacht im Rücken über die slawische Bevölkerung herrschten, lebten mit ihren Angehörigen und Bediensteten in der Mark und deutsche Kaufleute begannen hier, erste Handelsstützpunkte aufzubauen. Eine wirkliche deutsche Bevölkerung gab es zu jener Zeit in der Mark Meißen noch nicht.

In der anfänglich wie eine Militärdiktatur regierten Markgrafschaft wuchsen im 11. Jahrhundert allmählich vielfältigere Besitzstrukturen heran. Der Markgraf, der zunächst nur ein mit Königsgut belehnter königlicher Amtsträger war, gewann die Erblichkeit seiner Reichslehen und seines Amtes, so dass nun die Geschicke der Markgrafschaft nicht mehr in den Händen eines jederzeit austauschbaren Statthalters des Königs, sondern in denen eines Adelsgeschlechtes lagen. Auch der Bischof, der Burggraf und weitere Adlige bauten sich mit Grundbesitz, das sie vom König oder vom Markgrafen als Lehen oder in Anerkennung besonderer Verdienste als Eigentum (Allodialbesitz) erhielten, eigene Herrschaften auf.

Die Wettiner als Meißner Markgrafen

Im ausgehenden 11. Jahrhundert gelangte in der Markgrafschaft Meißen das Geschlecht der Wettiner an die Macht, das nun mehr als 800 Jahre lang, bis zur Abdankung des letzten sächsischen Königs im Jahr 1918, die meißnischen, dann sächsischen Landesherren stellte.

Das Geschlecht der Wettiner taucht erstmals im Jahr 1071 in der Geschichte auf. Thimo von Kistritz (Ort bei Weißenfels) erschien damals als Graf von Wettin in den Urkunden - benannt nach seiner bei Halle gelegenen Stammburg Wettin. Der Chronist Thietmar von Merseburg führte die Geschichte der Wettiner, die Besitzungen in Thüringen, Schwaben, im Vorharz und in Eilenburg besaßen, bis auf den im Jahr 908 gefallenen thüringischen Markgrafen Buzici (Burkhard) zurück.

Heinrich I. von Eilenburg regierte von 1089 bis 1103 als erster wettinischer Markgraf von Meißen (schon 1081 war er Markgraf der Ostmark, der späteren Niederlausitz, geworden). Auf ihn folgte Heinrich II. von Eilenburg (reg. 1103-1123) als Markgraf von Meißen.

Bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts war die Mark Meißen noch überwiegend sorbisches Siedlungsgebiet unter deutscher Herrschaft. Ab 1105, in der zweiten Phase der deutschen Ostexpansion, strömten dann immer mehr thüringische und fränkische Bauern in die Mark. Sie rodeten den Wald für Ackerland und legten Dörfer an. Im Schutz der Burgen entstanden frühstädtische Marktsiedlungen und Handelsstützpunkte (mit denen z. B. die Städte Meißen und Pirna ihren Anfang nahmen). Der Widerstandswillen der Sorben war bereits gebrochen und ihre Bekehrung zum Christentum vorangeschritten, so dass die deutsche Kolonisierung nun anders als die erste Ostexpansion als eine relativ friedliche Vermischung und Durchdringung der beiden Völker ablief.

Markgraf Konrad der Große

Unter Markgraf Konrad (dem Großen; 1098-1157; reg. 1123-1156) erlangten die Wettiner endgültig die erbliche Markgrafenwürde.

Der Machtantritt Konrads verlief recht turbulent. Der erste Versuch brachte ihm zwei Jahren Haft auf der Feste Kirchberg ein. Bei der Übernahme des Markgrafenamtes, das er der Vermittlung des Sachsenherzogs Lothar von Supplinburg (1075-1137) verdankte, erhielt er dann Konkurrenz durch den sehr tatkräftigen und vorausschauenden, von Kaiser Heinrich V. (1081-1125) favorisierten Wiprecht von Groitzsch (1050-1124).

Grabmal des Markgrafen Wiprecht von GroitzschMarkgraf Wiprecht von Groitzsch hatte im Jahr 1103 das Benediktinerkloster Pegau, das erste Kloster östlich der Saale, gegründet und zwischen Saale und Elbe eine weit verstreute, aber bedeutende Herrschaft aufgebaut. Erst als er im Jahr 1124 und ein Jahr später Heinrich V. starben, war die Herrschaft Konrads als Markgraf von Meißen gesichert.


Bild: Grabmal des Markgrafen Wiprecht von Groitzsch in Pegau bei Leipzig


Konrad der Große, unter dem die Mark Meißen schon annähernd die Ausdehnung des späteren Landes Sachsen erreichte, musste das Markgrafenamt im Jahr 1156 nach einem Konflikt mit Heinrich dem Löwen (1129-1195) aufgeben. Er teilte das Land unter seinen fünf Söhnen auf und trat als Laienbruder in sein Familienkloster auf dem Petersberg bei Halle ein, wo er im Jahr 1157 starb und beigesetzt wurde.

Konrad hatte die Landesteilung ohne Zustimmung seines Lehnsherrn, des deutschen Königs, vorgenommen, weil er das ihm als Lehen überlassene königliche Land als persönliches Eigentum betrachtete. Die Mark Meißen blieb seit dieser Zeit, trotz mehrerer Versuche deutscher Könige, die Lehnshoheit zurückzuerlangen, Erbeigentum der Wettiner.

Markgraf Otto der Reiche

Konrads Nachfolger, sein ältester Sohn Markgraf Otto (der Reiche, reg. 1156-1190) musste sich wegen der Erbteilung mit einem relativ kleinen Territorium begnügen.

Im Jahr 1162 stiftete Markgraf Otto (wahrscheinlich auf Betreiben seiner energischen Gemahlin Hedwig, der Tochter Albrechts des Bären) das Zisterzienserkloster Altzella (bei Nossen) als Hauskloster und neue Grablege der Wettiner (aber erst im Jahr 1175 zog der Konvent ein). Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) erklärte das Kloster zur freien Abtei und bestätigte die Zuteilung von 800 Hufen Land. Diese zwischen Roßwein, Nossen, Freiberg und Hainichen gelegenen Flächen hatte Markgraf Otto auf eigene Kosten roden lassen. Der Zisterzienserorden förderte die bäuerliche Besiedlung dieses fruchtbaren, bis dahin noch kaum bewohnten Gebietes.

Um 1165 erteilte Markgraf Otto dem Ort Leipzig das Stadtrecht und das Messeprivileg.

Den Beinamen "der Reiche" erlangte Markgraf Otto dank des um 1168 beginnenden erzgebirgischen Silberbergbaus. In jenem Jahr gab es die ersten Silberfunde in Christiansdorf. Otto ließ sich das Fundgebiet, das zum Grundbesitz des Klosters Altzella gehörte, gegen Gebietsausgleich abtreten. Aus Christiansdorf ging die Bergstadt Freiberg hervor, die noch in Ottos Regierungszeit das Stadtprivileg erhielt und schnell zur bedeutendsten Stadt Sachsens wurde. In dem bis dahin kaum bewohnten Erzgebirge entstanden nun - nicht zuletzt durch das persönliche Engagement des zu Reichtum gekommenen Markgrafen - neue Straßen und zahlreiche Siedlungen. Der Silberbergbau verhalf der Mark Meißen zu einer rasanten wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung.

Der Sturz Heinrichs des Löwen im Jahr 1180, an dem Markgraf Otto beteiligt war, führte zum Zerfall des Stammesherzogtums Sachsen. Dessen westlicher Teil fiel an das Erzbistum Köln, der östliche Teil gelangte in den Besitz der Askanier unter Bernhard von Anhalt und bestand nun in den Herrschaften Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg weiter.

Weitere Konsolidierung der wettinischen Herrschaft

Auf Markgraf Otto folgten Markgraf Albrecht I. (der Stolze; reg. 1190-1195) und Markgraf Dietrich (der Bedrängte; reg. 1195-1221).

Im Jahr 1206 findet Dresden die erste urkundliche Erwähnung, wird aber erst im Jahr 1216 als civitas - als Stadt im vollen Rechtssinn - bezeichnet.

Markgraf Heinrich (der Erlauchte; reg. 1221-1288) dehnte die Mark Meißen durch Heirat einer böhmischen Königstochter über das südöstliche Erzgebirge aus. Heinrichs Sohn Albrecht II. (der Entartete; reg. 1288-1306) gewann das Pleißener Land als Mitgift seiner Gemahlin, Kaisertochter Margarethe, hinzu. Margarethe verschaffte ihm auch Ansprüche auf Thüringen im Falle des Aussterbens des dortigen Landesherrengeschlechts, was dann auch tatsächlich geschah. Die Markgrafschaft Meißen erstreckte sich nun von der Werra bis zur Oder.

Der aus dem Geschlecht der Habsburger stammende König Albrecht I. (1255-1308) versuchte, die Macht der Wettiner zu brechen und deren Herrschaftsgebiet wieder in seine unmittelbare Gewalt zu bringen. Ein von ihm in der Mark zurückgelassenes, durch meißnische Adlige verstärktes Truppenkontingent wurde jedoch im Jahr 1307 im Gefecht bei Lucka von Markgraf Friedrich I. (der Freidige; reg. 1306-1324), dessen Bruder Diezmann (1260-1307) und Truppen der Leipziger Bürgerschaft aufgerieben. Dieser militärische Erfolg des Markgrafen ließ die seit 1291 andauernden Bestrebungen des Königs um die Wiedereingliederung der wettinischen Gebiete in das Reichsterritorium endgültig scheitern. Ab 1307 war die Herrschaft des Hauses Wettin in der Markgrafschaft Meißen nicht mehr ernsthaft bedroht.

Markgraf Friedrich I. - Grabplatte in der Eisenacher Georgenkirche

Bild: Markgraf Friedrich I. - Grabplatte in der Eisenacher Georgenkirche




Nach dem Tod von Diezmann im Jahr 1307 (er war während einer Messe in der Leipziger Thomaskirche erstochen worden, woran heute noch ein Sandsteinkenotaph an diesem Ort erinnert) regierte Markgraf Friedrich I., der Neubegründer der wettinischen Macht, die Mark Meißen und die Landgrafschaft Thüringen allein (Albrecht der Entartete hatte auf seine Ansprüche verzichtet).
Auf Friedrich I. folgten Friedrich II. (der Ernsthafte; reg. 1324-1349), Friedrich III. (der Strenge; reg. 1349-1381) und Friedrich IV. (der Streitbare; reg. 1381-1423) als Markgrafen von Meißen. Letzterer errang im Jahr 1423 die Kurwürde und regierte dann bis 1428 als Kurfürst Friedrich I. von Sachsen.

Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes

Die Oberlausitz besaß als Nebenland des Königreiches Böhmen eine Sonderstellung. Der König von Böhmen war damals nur als Markgraf der Oberlausitz anerkannt, was die Zentralgewalt im Königreich sehr schwächte und dem Adel wie auch dem Städtebürgertum große Freiheiten brachte.

Das Bürgertum der Oberlausitzer Städte konnte, auch durch den Sieg über das bis dahin weit verbreitete Raubrittertum, eine große Eigenständigkeit gegenüber dem regionalen Adel und der Landesherrschaft erringen.

Im Jahr 1346 schlossen sich die königlich-böhmischen Oberlausitzer Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Löbau, Kamenz und Lauban (letztere Stadt gehört heute zu Polen) zum Oberlausitzer Sechsstädtebund zusammen, was dem Stadtbürgertum noch mehr Macht und Eigenständigkeit verschaffte.



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