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Aus der Geschichte der Dresdner Frauenkirche

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Abbruch der alten Frauenkirche

Die im alten elbsorbischen Dorf Drezdzany, das im Gebiet des späteren Neumarktes lag, um 1142 gebaute, dem Bischof von Meißen unterstehende Kirche Zu Unserer Lieben Frau war ein einfacher romanischer Bau. Wie diese frühe Kirche konkret aussah, ist unbekannt. Die im Jahr 1727 abgebrochene alte Frauenkirche, ein dreischiffiges Langhaus in quadratischer Form mit einer gotischen Choranlage und einem im Jahr 1497 aufgesetzten Dachreiter, hatte schon mehrere Umbauten erfahren. An ihrem Ort könnte es auch schon einen Vorgängerbau gegeben haben, vielleicht vom Kloster Hersfeld oder vom Burgward Pesterwitz im 11. Jahrhundert als Missionsstützpunkt gegründet.

Frauenkirche um 1700Obwohl die - erst im Jahr 1366 urkundlich erwähnte - alte Frauenkirche noch bis zum 16. Jahrhundert - bis zur Osterweiterung der Stadtbefestigung - außerhalb der Stadtmauern lag, war sie die Hauptpfarrkirche Dresdens und Sitz des Erzpriesters des Archidiakonats des Bistums Meißen. Neben ihr befand sich der damalige Stadtfriedhof.

Bild: Frauenkirche, Zustand um 1700 (nach einer alten Grafik, verändert)


Zur Ausstattung der Frauenkirche gehörte das Dorf Poppitz (westlich der Altstadt, nahe der späteren Annenkirche gelegen). Die Parochie der Frauenkirche war überhaupt sehr groß und umfasste bis zu 22 ganze und zwei halbe Dörfer, darunter Laubegast (bis 1670), Loschwitz und Wachwitz (bis 1706), Dölzschen (bis 1878) und Naußlitz (zum Teil bis 1891) sowie kurzzeitig bis 1321 auch das Heidedorf Klotzsche.

George Bährs neue Frauenkirche entstand auf dem Gelände des Frauenkirchhofes (zwischen dem Maternihospital, der Wache und dem Pulverturm) unmittelbar neben dem Standort der alten Kirche. Letztere war - im bereits baufälligen Zustand und für die Gemeinde längst zu klein - ab 1722 teilweise geschlossen und bis 1727 abgebrochen worden.

Die zur Parochie der Frauenkirche gehörenden Gemeinden Loschwitz und Wachwitz hatten schon vor dem Neubau des Gotteshauses eine eigene, zwischen 1705 und 1708 von George Bähr am Loschwitzer Berghang errichtete Kirche erhalten.

Entwürfe für den Neubau der Frauenkirche

Der aus Fürstenwalde im Osterzgebirge stammende Architekt George Bähr (1666-1738; leider ist von ihm kein Bildnis überliefert), der trotz seines eher bescheidenen Titels Ratszimmermeister, den er ab 1705 trug, mit der Frauenkirche ein Meisterwerk der spätbarocken Architektur schuf, musste nach seiner Beauftragung mit dem Kirchenbau im Jahr 1722 viele Schwierigkeiten, Intrigen und finanzielle Probleme überwinden - auch große Differenzen mit dem die Bauaufsicht führenden Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel, von dem allerdings auch zahlreiche nützliche Anregungen für den Kirchenbau kamen. Das Oberkonsistorium ersuchte August den Starken (Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen; reg. 1694-1733), eine Kommission für den Bau der Frauenkirche zu bilden, weil man dem Dresdner Rat allein die Bewältigung dieser Aufgabe nicht zutraute. George Bähr, der zuvor nur kleinere Kirchenbauten (z.B. in Schmiedeberg, Forchheim, Königstein und die Kirche in Loschwitz) geschaffen hatte, fand trotz aller Konflikte auch große Unterstützung am Hof - auch durch den Kurfürsten selbst.

Der protestantische Kirchenbau hatte mit den Schriften von Leonhard Christoph Sturm eine neue Richtung eingeschlagen. Der Zentralbau entspricht der protestantischen Glaubensphilosophie, nach der Gott mitten unter den Menschen ist. Der protestantische Gottesdienst mit Predigt und Gemeindegesang erfordert eine Zusammenfassung der Gemeinde in einem Zentralraum und die Vereinigung von Altar, Kanzel und Orgel zum Kanzelaltar unter Verzicht auf den Altarraum. Bis zu zwei Drittel der Besucher konnten in den umlaufenden steinernen, später oft hölzernen Emporen Platz finden, in denen auch vermietete und Herrschaftslogen eingerichtet waren. Zugunsten klarer Lichtverhältnisse verzichtete man auf farbige Bilderfenster. Die bekrönende Kuppel betonte und steigerte den Zentralraum. Außerdem musste die Frauenkirche wegen der Enge am Neumarkt recht kleinflächig und hoch gebaut werden, was ebenfalls für einen Zentralbau sprach. In der weltlichen Barockarchitektur waren solche Saalbauten damals bereits weit verbreitet. Protestantische Kirchen dieser Art hatte man dagegen bis dahin nur wenige gebaut (z.B. die Kirche von 1709 im schlesischen Hirschberg und die Kirche Landeshut von 1711). Als ältester Bau dieser Art gilt die von Roth zwischen 1684 und 1688 errichtete Kirche in Carlsfeld (Erzgebirge).

Die ersten Entwürfe George Bährs von 1722 sahen einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes, eine Holzkuppel und einen Bau ohne Ecktürme vor. Die Projektierung erfolgte in den Jahren 1724/25. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 103.075 Taler, drei Groschen und neun Pfennige (!) - die tatsächlichen Kosten lagen dann eher bei 300.000 Talern.

Johann Christoph Knöffel

Bild: Johann Christoph Knöffel (nach einem Gemälde von Anton Tischer)


Im November 1725 legte Oberlandbaumeister Knöffel auf Antrag von Graf Wackerbarth einen Gegenentwurf mit den Vorstellungen des Oberlandbauamtes vor, der für erhebliche Spannungen zwischen dem Hof und dem Dresdner Rat sorgte, aber dennoch auch gute Ideen beisteuerte wie z.B. den eher quadratischen Grundriss der Kirche, eine ovalere, höhere Kuppel sowie Anregungen für den Innenausbau und die Treppentürme neben dem Altar (s. Bild unten rechts), die der Kirche eine vollkommenere Ansicht von der Rampischen Gasse aus verliehen. Auch die strenge und einfache Linienführung der Fassade und das Fehlen hochbarocker Dekoration zeigen Knöffels Einfluss (dieser empfand - wie sein Lehrer Longuelune - den römischen Barock-Stil bereits als unmodern).

Frauenkirche, Westseite und Ostseite

Bilder: Frauenkirche, von Westen (links) und von Osten (rechts) gesehen


Schließlich wurden George Bährs Pläne - um vier schräggestellte Ecktürme mit von außen zugänglichen Treppen ergänzt - im Jahr 1726 mit der Unterschrift Graf Wackerbarths genehmigt, einschließlich Bährs Pläne für den von acht Pfeilern getragenen kreisförmigen Zentralraum und die Choranlage.

Bau der Frauenkirche

Querschnitt der FrauenkircheIm August 1726 fand die Grundsteinlegung für den Neubau der Frauenkirche statt. Dieser ging zunächst schnell voran und erreichte 1729 das Hauptgesims. In den Jahren 1728/29 schlug George Bähr einen steinernen Kuppelanlauf vor. Der Rest der Kuppel sollte mit kupfergedecktem Holz ausgeführt werden. Weil August der Starke die Elbe gern als Canale Grande mit Pöppelmanns Brücke als Rialtobrücke und der neuen Frauenkirche als Santa Maria della Salute sah, wozu eine Steinkuppel der Kirche gut passen würde, erhielt George Bähr die Zustimmung vom Hof für seine neuen Pläne. August der Starke unterstützte auch sonst den Kirchenbau und stellte 28.000 Taler aus einer Kollekte für Salzburger Emigranten, die inzwischen nach Preußen weitergezogen waren, zur Verfügung. Er soll auch den Bau einer durchgehend steinernen Kuppel angeregt haben. Im Jahr 1731 wollte er sogar die Altstädter Wache (ein Bau von Fäsch) abbrechen lassen, um die Kirche besser zur Geltung zu bringen, was aber unterblieb (der spätere Abriss der Wache nach den Beschädigungen im Siebenjährigen Krieg beeinträchtigte dann eher noch die monumentale Wirkung der Kirche).

Bild: Querschnitt der Frauenkirche


Gegen Ende des Jahres 1732 war der Außenaufbau mit Ausnahme der Kuppel vollendet. Im Jahr 1734 fanden die Kirchweihe und der erste Gottesdienst in der noch unvollendeten Kirche statt.

Im Jahr 1738 starb George Bähr. Zunächst wurde er auf dem alten Johannisfriedhof beigesetzt. Erst im Jahr 1854 überführte man seine Gebeine auf Betreiben seines Urenkels und dem letzten Wunsch Bährs entsprechend in die Krypta der Frauenkirche. Das Grabmahl wurde später ebenfalls in die Unterkirche umgesetzt.

Nach dem Tode Bährs mussten noch der Altar (bis 1739) sowie die Laterne, die Haube und das Kreuz (bis 1743) fertiggestellt werden. Dies übernahmen die Ratsbaumeister Johann Gottfried Fehre und Johann Georg Schmid (letzterer war ein Schüler, Mitarbeiter und Vetter von George Bähr). Obwohl bereits die große Steinkuppel jenseits der Grenzen gesicherter Statik konstruiert war, wurde auch noch die Laterne in Stein ausgeführt. Im Jahr 1743 war der Bau der Frauenkirche abgeschlossen.

Die Bedenken über die Standsicherheit der steinernen Kuppel, die schon Baumeister Jean de Bodt geäußert hatte, blieben bestehen. Gaetano Chiaveri, der Erbauer der Katholischen Hofkirche, der einer der bedeutendsten Baustatiker seiner Zeit war und bereits Gutachten über die Standsicherheit der Kuppel von Sankt Peter in Rom angefertigt hatte, empfahl rigoros den Abriss der steinernen Kuppel zugunsten eines Holzbaus. Die Dresdner unterschoben ihm jedoch unlautere Motive und ignorierten seine Warnungen (Untersuchungen im Jahr 1938 bestätigten jedoch die Richtigkeit von Chiaveris Warnung, dass die Last der Kuppel nicht auch auf den Außenwänden, sondern allein auf den hierfür vollkommen ungenügenden acht Mittelpfeilern ruhe). Besonders der Zuspruch von David Schatz (ein Mitarbeiter des im Frühjahr 1738 verstorbenen George Bähr) hatte den Meinungsstreit im Sommer 1738 zugunsten des Weiterbaus der Steinkuppel entschieden.

Die hölzerne Haube verwirklichte Schmid anders als von Bähr geplant. Bähr hatte hierfür einen durchbrochenen Helm mit bekrönendem Obelisken vorgesehen. Der Obelisk war mit seiner Form eines großen "A" wohl als Huldigung für August den Starken (Augustus Rex) gedacht. Vor allem Superintendent V. E. Löscher, ein Mitglied des Oberkonsistoriums, sorgte für die Niederschlagung solcher für ihn unannehmbaren Pläne und die Errichtung eines Kreuzes auf der Kirchenspitze.

Das Oberkonsistorium ließ noch die Kanzel aus akustischen Gründen an den linken Pfeiler versetzen und an ihrem früheren Standort ein Lesepult aufstellen.

Hochaltar der Frauenkirche
Die überaus reiche Innenausstattung der Frauenkirche drückt - im Widerspruch zur Askese der protestantischen Lehre - barocke Festlichkeit aus. Dies entsprach dem ästhetischen Empfinden jener Epoche.

Johann Christian Feige d. Ä. schuf in den Jahren 1733 bis 1739 den Hochaltar und die Kanzel. Auch der bedeutende Bildhauer Benjamin Thomae war an der barocken Ausgestaltung der Kirche beteiligt.
Kuppelausmalung der Frauenkirche
Die Kuppelausmalung mit acht Monumentalbildern (vier Evangelisten und vier Allegorien christlicher Tugenden) schuf der aus Venedig stammende Theatermaler Johann Baptist Grone, der in Dresden neben großartigen Bühnenbildern und Figurinen auch den Plafond von Pöppelmanns Oper gestaltet hatte. (Die Kuppelausmalung war noch im Jahr 1943 restauriert worden - im Glauben, dass Dresden von den Bombenangriffen verschont bliebe.)

Die Akustik in dem Kuppelbau mit seinen 3.200 Sitzplätzen soll sehr gut gewesen sein (was heute leider nicht mehr zutrifft).
Auf der im Jahr 1738 vollendeten Silbermannorgel (48 Register und 2.667 Orgelpfeifen), der bedeutendsten Orgel des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann, hatte in den Jahren 1736 (zur Einweihung der Orgel), 1738 und 1741 auch Johann Sebastian Bach gespielt. Diese Orgel fiel dem verheerenden Brand nach den Bombenangriffen im Februar 1945 zum Opfer.

Die Dresdner Frauenkirche von 1760 bis 1942

Risse an den Bögen und Kapitellen ließen die Diskussion über die Stabilität der steinernen Kuppel wieder aufflammen. Doch als 1760, im Siebenjährigen Krieg, die Kugeln der preußischen Kanonen von der Kuppel der Frauenkirche wirkungslos abprallten und die Frauenkirche anders als die Kreuz- und Annenkirche nahezu unversehrt blieb (König Friedrich II. von Preußen, der den dreitägigen Artilleriebeschuss Dresdens leitete, bemerkte schließlich: "Da bleibt der Dickkopf eben stehen.") wuchs das Vertrauen der Dresdner in die Stabilität dieser originellen Kuppelkonstruktion.

Im Jahr 1813, im Napoleonischen Krieg, diente die Kirche als Lazarett und Pferdestall, wobei man auch das Kirchengestühl verfeuerte.

Dresdner Frauenkirche um 1935
Zwischen 1887 und 1892 fanden erste große Reparaturen an der Fassade und der Hauptkuppel statt. Nach einem Steinschlag aus der Kuppel wurde eine neuerliche Sanierung zwischen 1924 und 1930 notwendig, die wegen Geldmangel jedoch unvollendet blieb. Die Pfeiler wurden mit Flachstahl umgurtet und wesentliche Teile der Innenausmalung erneuert. Erst zwischen 1938 und 1942 konnte man das Bauwerk statisch sichern, unter anderem mit drei Stahlbeton-Ringankern innen an der Hauptkuppel.


Bild: Frauenkirche um 1935 (nach einem alten Foto, verändert)


Zerstörung der Frauenkirche im Februar 1945

Ruine der Frauenkirche (1945 bis 1993)Dem Bombenhagel in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 hielt die Frauenkirche noch stand, doch im großen Feuersturm danach, der vom Coselpalais her eindrang, brannte sie vollkommen aus. Als sich die Brandwolken einen Tag später verzogen hatten und es schon schien, als wäre die Kirche der Zerstörung entgangen, stürzte sie am Vormittag des 15. Februars gegen 10 Uhr ein. Dieser Einsturz war der Schlusspunkt des Unterganges der historischen Stadt Dresden. Von der Frauenkirche, die vorher mit ihrer kühnen steinernen Kuppelkonstruktion das Dresdner Stadtbild geprägt hatte, blieb nur eine spärliche schwarze Ruine zurück.

Bild: Ruine der Frauenkirche (1945 bis 1993)


Im März 1945 kam es zu einer ersten Bergung historisch wertvoller Bauteile. Schon im Jahr 1946 sah der Große Dresdner Aufbauplan auch den Wiederaufbau der Frauenkirche vor. In den Jahren 1948/49 wurden etwa 600 m³ Steine geborgen, von denen dann allerdings etwa 300 m³ durch Diebstahl und Vandalismus verloren gingen. Den Rest brachte man schließlich wieder zur Ruine zurück. Ab 1958 war sogar der Abriss der Ruine im Gespräch. Doch zum Glück konnte die Stadt im Jahr 1962 das Geld für das Abtragen der Mauerreste und die Untersuchung des Geländes nicht aufbringen, sodass im Jahr 1963 lediglich Rosenhecken zum Schutz gegen ein fahrlässiges Betreten der Ruine gepflanzt wurden.

Im Jahr 1966 beschloss die Stadt die Erhaltung der Ruine als Mahnmal. Besonders ab 1982 wurde sie zum Symbol der Friedensbewegung in der DDR.


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