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Deutsches Hygiene-Museum   Karl August Lingner

Deutsches Hygiene-Museum
Besucher-Information: s. Museen



Bild: Deutsches Hygiene-Museum, Eingangsseite mit Ehrenhof (Foto: David Brandt)


Lage: Lingnerplatz am Blüherpark, in Verlängerung der Hauptallee des Großen Gartens
Bauzeit, Architekt: 1928-1930, Wilhelm Kreis (erhielt bei der Ausschreibung, an der sich bedeutende Architekten wie z.B. Heinrich Tessenow bewarben, den Zuschlag)
Merkmale: monumentales, aber schlicht gestaltetes neoklassizistisches Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit mit Elementen des Bauhausstils, großer kubischer Mittelbau für die Dauerausstellung und den Fest- und Kongresssaal mit mehr als 1.000 Plätzen, vorgezogene niedrige Flügel mit Werkstätten und Büros
Nutzung: Das Deutsche Hygiene-Museum versteht sich seit seiner Neukonzeption im Jahr 1991 als ein Universalmuseum vom Menschen. Es ist also weder ein Science-Center noch ein Spezialmuseum mit einem fest umrissenen Themengebiet. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen die biologischen, sozialen und kulturellen Dimensionen des Menschen. Als modernes Wissenschaftsmuseum reflektiert es insbesondere die Bedeutung der Wissenschaften für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Mit seinen Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das Museum ein unabhängiges öffentliches Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Im Jahr 1895 entdeckte Konrad Röntgen die Röntgenstrahlen, die der Medizin nun Einblicke in den lebenden, ungeöffneten Körper ermöglichten. Ebenso nahm in dieser Zeit die Mikroskoptechnik eine rasante Entwicklung. Im Zusammenhang mit der sich dank dieser neuen Mikroskopie herausbildenden Bakteriologie erkannte man auch die wichtige Rolle der Hygiene für die Volksgesundheit.

Die I. Internationale Hygiene-Ausstellung im Jahr 1911 auf dem Ausstellungsgelände am Straßburger Platz in Dresden war mit über 5 Millionen Besuchern überaus erfolgreich. Der Hygiene war vor allem die Ausstellungshalle "Der Mensch" gewidmet. In Anbetracht des großen Interesses an der Ausstellung gründete sich auf Initiative des Pharmazeuten Karl August Lingner, der durch sein "Odol"-Mundwasser bekannt und wohlhabend geworden war, im Jahr 1912 das Deutsche Hygiene-Museum.

Das Museumsgebäude wurde, nach einer Bauverzögerung wegen des ersten Weltkrieges, im Jahr 1930 anlässlich der II. Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden eröffnet. Es war einer der bedeutendsten deutschen Museums-Neubauten in der Zeit der Weimarer Republik. Schon vor der Einweihung des Hauptgebäudes war das Museum mit Wanderausstellungen und neuartigen Lehrmitteln im In- und Ausland bekannt geworden.

Die Anfahrtsstraße zum Hygiene-Museum verläuft in Verlängerung der Hauptallee des Großen Gartens, sodass der charakteristische zentrale Teil des Museumsgebäudes entlang der Achse dieser Allee weithin sichtbar ist. Vor dem Gebäude ist der Lingnerplatz als Ehrenhof angelegt.

Hygiene-Museum im Jahr 1930

Bild: Hygiene-Museum im Jahr 1930, kurz nach dem Bau (nach einem alten Foto, verändert)


In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 wurde das Museum als Propaganda-Zentrum für Rassenlehre missbraucht.

Nach den Bombenangriffen im Febrar 1945 brannte das Gebäude aus. Große Teile der Schausammlungen und Werkstätten wurden vernichtet. Wegen der großen nationalen und internationalen Bedeutung kam es aber schon im Jahr 1947 zur Wiederaufnahme und Erweiterung der Lehrmittelproduktion. Auch die Dauerausstellung konnte bald wieder in das rekonstruierte Gebäude einziehen.

Nach dem Krieg standen zunächst solche Themen wie Unterernährung, Seuchengefahr und mangelnde medizinische Versorgung im Mittelpunkt der Arbeit. Ab 1949 widmete sich das Hygiene-Museum der Gesundheitserziehung in der DDR.

Zwischen 1957 und 1959 wurde ein Kongresssaal im Gebäude eingerichtet und dann für größere kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen sowie internationale Tagungen genutzt. Bis zur Fertigstellung des Kulturpalastes war er auch der wichtigste Konzertsaal Dresdens.

Kupferstatue Ballwerfer vor dem Hygiene-Museum

Bild: 4 m hohe Kupferstatue "Ballwerfer" (1907, Richard Daniel Fabricius), im Jahr 1983 vor dem Hygiene-Museum aufgestellt


Kupferstatue Ballwerfer vor dem Hygiene-Museum

Museum vom Menschen

Die Dauerausstellung rund um die Themen "Menschlicher Körper" und "Gesundheit" ist einzigartig in Deutschland. Das wohl bekannteste Exponat ist die Gläserne Frau aus dem Jahr 1930 (dem Jahr der Eröffnung des Museums), später kamen auch der "Gläserne Mann", das "Gläserne Pferd" und die "Gläserne Kuh" in die Ausstellung.

Ab 1991 setzte sich die neue Konzeption eines "Museums vom Menschen" durch, die an die Tradition der ersten Jahre anknüpft. In der Satzung der 1999 gegründeten Stiftung "Deutsches Hygiene-Museum" ist die Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur als Stiftungszweck festgeschrieben.

Von 2003 bis 2005 erfuhr das Gebäude eine Generalsanierung unter der Leitung des Architekten Peter Kulka.

Am 1. April 2004 eröffnete der erste Teil der neuen Dauerschau auf ca. 1.500 m² Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss. Seit Abschluss der Gebäudesanierung im Jahr 2005 stehen der Dauerausstellung nun 7 Säle zur Verfügung: Saal 1: "Der gläserne Mensch" (Geschichte des Museums, Ausstellung wertvoller historischer Exponate), Saal 2: "Leben und Sterben", Saal 3: "Essen und Trinken", Saal 4: "Sexualität", Saal 5: "Erinnern, Denken und Lernen", Saal 6: "Bewegung", Saal 7: "Haut und Haar".

Zu den Exponaten der Ausstellung gehören Groß-Modelle wie eine 2 m hohe Gläserne Zelle, ein großes X-Chromosom, eine riesige Fruchtfliege und eine ebenso große Milbe. Die erste vollautomatische Küche der Welt ist eine Dauerleihgabe des Deutschen Historischen Museums. Zu den historischen Sammlungsobjekten gehören z.B. Wachsmoulagen von Krankheitsbildern, die das Museum ab 1930 herstellte, außerdem gläserne Menschen, Tiere und Zellen, Lehrtafeln und viele andere Modelle, die für das In- und Ausland - bis 1990 in der hauseigenen Werkstatt überwiegend in Handarbeit - produziert wurden. Die Gläserne Kuh "Heidi" stammt von 1959.

Das Museum ist behindertengerecht gestaltet und präsentiert z.B. auch Tastobjekte für Blinde. Zur Einrichtung gehören ein Museums-Shop, das Restaurant "Lingner", Räume für Kongresse und Bälle und der Große Saal, der aus dem früheren Kongress-Saal umgebaut wurde.

Das Kindermuseum ergänzt mit zahlreichen Mitmach-Elementen auf altersgerechte Weise die Angebote der neuen Dauerausstellung.

Literatur:
Vogel, Klaus (Hrsg.) 2003: Das Deutsche Hygiene-Museum 1911 bis 1990. Michel Sandstein Verlag Dresden (15 EUR);
Museumsmagazin "Mensch - Körper - Gesundheit". Dresdner Magazin Verlag (5 EUR);
ein gedruckter Museumsführer erscheint ab dem Jahr 2005

Karl August Lingner

Karl August Lingner
Karl August Lingner
(1861-1915), der Gründer des Hygienemuseums, produzierte in seinem ersten kleinen Betrieb in der Wölfnitzstraße ab 1888 solche innovativen Dinge wie tintenresistente Stahllineale, Rückenkratzer, Stiefelzieher und Federreiniger.


(Foto: Deutsches Hygiene-Museum)


Im Jahr 1892 ging Lingners "Chemisches Laboratorium" in Betrieb, dem auch das Mundwasser Odol entsprang, eines der ältesten Markenprodukte Deutschlands. Es machte Lingner wohlhabend und berühmt (nach dem König war er der zweitreichste Mann Dresdens). An der Entwicklung der Rezeptur (Wasser, Alkohol, Pfefferminzöle, Nelken-, Anis- und Krauseminzöle, antibakterielle Wirkstoffe) war der Radebeuler Chemiker Bruno Richard Seifert beteiligt.

Lingners Odol - eines der ältesten Markenprodukte Deutschlands

Bild: Lingners Odol-Mundwasser - eines der ältesten Markenprodukte Deutschlands


Lingner gab seinem Produkt den Namen Odol - eine Zusammensetzung aus dem griechischen Wort Odous (Zahn) und dem lateinischen Wort Oleum (Öl) - und begann mit einer geschickten Vermarktung in der noch heute verwendeten Bogenhalsflasche mit Tropfendosierer. So soll er Studenten in den Semesterferien gegen einen kleinen Obolus losgeschickt haben, um in Seifen- und Drogeriegeschäften gezielt nach dem Mundwasser zu fragen, um so das Produkt bei den Händlern bekannt zu machen. Mit landesweiten Anzeigen und Plakaten verschaffte er ab 1893 der bis dahin kaum beachteten Mund- und Zahnpflege große Popularität.




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