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Sächsische Geschichte

Dreißigjähriger Krieg • Frühbarock (1611-1694)


Kurfürst Johann Georg I., Dreißigjähriger Krieg
Nachfolger des im Jahr 1611 verstorbenen Kurfürsten Christian II. wurde dessen Bruder Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (reg. 1611-1656). In seine Regierungszeit fiel der Dreißigjährige Krieg (1618-1648).

Kurfürst Johann Georg I. behielt das Bündnis mit den Habsburgern bei. So unterstützte er im Jahr 1612 die Wahl des Habsburgers Matthias zum Kaiser und im Jahr 1619, nach dem Tod von Kaiser Matthias, die Wahl des Habsburgers Ferdinand II. Der Kaiser sicherte den Lutheranern in den habsburgischen Ländern Glaubensfreiheit zu.

Die ihm vom protestantischen böhmischen Adel (dessen "Fenstersturz zu Prag" am 23. Mai 1618 den Dreißigjährigen Krieg auslöste) angebotene böhmische Königskrone schlug der Kurfürst aus. König von Böhmen wurde dann Kurfürst Friedrich von der Pfalz, ein Calvinist. Im Jahr 1619 hätte der Kurfürst von Sachsen gar Kaiser werden können. Im Kurfürstenkollegium standen für ihn vier evangelische gegen drei katholische Stimmen. Auch dies lehnte der Kurfürst ab.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) operierte Kurfürst Johann Georg I. politisch sehr kurzsichtig und inkonsequent. Kursachsen büßte in dieser Zeit viel von der unter Kurfürst August errungenen politischen Bedeutung und Wirtschaftskraft ein.

Die Oberlausitz und die Niederlausitz gehörten zum Königreich Böhmen, die Bevölkerung war überwiegend evangelisch. Im Jahr 1620 stellten sich die beiden Länder auf die Seite des calvinistischen böhmischen Königs Friedrich von der Pfalz, worauf sie noch im selben Jahr von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen im Auftrag des Kaisers besetzt wurden. Der Kaiser verpfändete die besetzten Gebiete dem Kurfürsten als Entschädigung für die Kriegskosten.

In der Schlacht am Weißen Berg bei Prag siegten die Kaiserlichen über den protestantischen böhmischen Adel und begannen in Böhmen und Mähren die Calvinisten und - entgegen der vom Kaiser gegebenen Zusage - auch die Lutheraner erbarmungslos zu verfolgen. Etwa 150.000 böhmische Flüchtlinge zogen damals nach Sachsen, vor allem in das Erzgebirge. Im Jahr 1654 gründete Kurfürst Johann Georg I. eigens für diese böhmischen Auswanderer den Ort Johanngeorgenstadt. Weitere Stadtgründungen dieser Art waren Neusalza im Jahr 1670 und - durch die Herren von Schönburg - Ernstthal im Jahr 1680. Die von den Auswanderern mitgebrachten Gewerbe erlangten eine große wirtschaftliche Bedeutung für Sachsen.

Nach der Schlacht am Weißen Berg unterwarf sich auch Schlesien dem sächsischen Kurfürsten, der den Schlesiern zuvor Religionsfreiheit zugesichert hatte.

Im Jahr 1631 vollzog Kursachsen einen radikalen Wechsel von der Seite des Kaisers an die des schwedischen Königs Gustav Adolf. Die Schweden waren im Juni 1630 an der pommerschen Küste gelandet und seitdem von Sieg zu Sieg geeilt. Dem Vertrag von Coswig/Anhalt zufolge stand das sächsische Territorium nun dem Schwedenkönig als Operationsbasis zur Verfügung. Die von Tilly kommandierten kaiserlichen Truppen marschierten, nachdem sie Magdeburg eingenommen und zerstört hatten, in Kursachsen ein. Doch die Schweden sicherten nach ihren Siegen im Jahr 1631 bei Breitenfeld und im Jahr 1632 bei Lützen (in dieser Schlacht fiel König Gustav Adolf) nun die Unversehrtheit Sachsens vor weiteren Übergriffen der Kaiserlichen.

Weil dem sächsischen Kurfürsten eine Führungsrolle in der protestantischen Kriegspartei verwehrt blieb und die schwedischen Truppen im Jahr 1634 bei Nördlingen eine Schlacht verloren, wechselte Kursachsen wieder in das kaiserliche Lager zurück, was ihm den Hass der Schweden einbrachte und sich im weiteren Verlauf des Krieges verheerend auswirken sollte.

Im Prager Friedensschluss vom Mai 1635 vergab Kaiser Ferdinand II. - als Belohnung für den Verrat an der evangelischen Sache - die Ober- und die Niederlausitz als böhmische Lehen an Kursachsen (dies war der größte und letzte Landgewinn in der sächsischen Geschichte und die territoriale Grundlage für die sächsisch-polnische Union unter August dem Starken). Der sächsische Landesherr musste den Schutz der Katholiken, insbesondere der katholischen Sorben und der Klöster, zusagen (woran sich dann auch alle seine Nachfolger hielten). Kurfürst Johann Georg I. bekam außerdem die erbliche Stellung eines Reichsfeldherrn zugesprochen.

Ab 1636 fielen schwedische Landsknechtshaufen mordend und brandschatzend in Sachsen ein. Sie verheerten das Land mit unvorstellbarer Gewalt. Im Jahr 1637 erstürmten und verbrannten sie die Stadt Meißen (im Jahr 1645 auch die Meißner Burg), 1639 eroberten und verwüsteten sie Zwickau und Pirna und im Jahr 1642 auch Zittau und Leipzig. Die tapfer verteidigte Stadt Freiberg konnten sie allerdings nicht bezwingen.

Mit dem Neutralitätsvertrag von Kötzschenbroda (1645) zwischen Kurfürst Johann Georg I. und dem schwedischen General Königsmark endeten die Kriegshandlungen in Sachsen, nicht jedoch die kaum weniger verheerenden Truppendurchmärsche.

Beim Abschluss des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 hatte das verarmte und politisch nun bedeutungslose Sachsen kein Mitspracherecht. In den darauf folgenden Jahren befand es sich in politischer Abhängigkeit vom mächtigen habsburgischen Nachbarn. Es behielt zwar die Ober- und die Niederlausitz (unter böhmischer Lehnsherrschaft und mit eigener Landes- und Kirchenverfassung), verlor jedoch Magdeburg (das nach dem Tod des albertinischen Administrators August dann im Jahr 1680 als Herzogtum an Brandenburg fiel, womit die spätere Vormachtstellung Brandenburg-Preußens in Deutschland ihren Ausgang nahm) und im Jahr 1656 die Fürstentümer Sachsen-Merseburg, Sachsen-Zeitz und Sachsen-Weißenfels. Die Absplitterung dieser Fürstentümer hatte Johann Georg I. - gegen die "Väterliche Ordnung" von 1499, welche Landesteilungen verbot - in seinem Testament zur Bildung von Sekundogenituren für die nicht nachfolgeberechtigten Prinzen verfügt. Diese Länder blieben zwar noch eine Zeit lang unter der politischen Gewalt der sächsischen Landesherren, entwickelten sich sonst aber eigenständig weiter.


Sachsen im Frühbarock unter Kurfürst Johann Georg II. bis Kurfürst Johann Georg IV.
Im Jahr 1656 starb Kurfürst Johann Georg I. Sein ältester Sohn und Nachfolger Johann Georg II. von Sachsen (reg. 1656-1680), an dessen Erziehung Hofkapellmeister Heinrich Schütz mitgewirkt hatte, tat sich als Kunstmäzen hervor. Er gab spektakuläre Hoffeste und entwickelte den in der Regierungszeit von Kurfürst Christian I. begonnenen absolutistischen Herrschaftsstil weiter. (Unter seinem Enkel Friedrich August I., August dem Starken, gelangte der sächsische Absolutismus dann zur Vollendung.)

Im Jahr 1661 erhielten die Landstände die Zusicherung, dass Erbteilungen und Gebietsabtretungen nicht mehr ohne ihre Zustimmung verfügt würden.

Nur langsam überwand Sachsen die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. Viel vom wirtschaftlichen Wiederaufschwung war den aus Böhmen und Frankreich kommenden Einwanderern zu verdanken. In den 1690er Jahren galt Sachsen dann wieder als Gewerbeland des Reiches. Dazu trugen auch die bedeutenden Silberfunde bei Johanngeorgenstadt im Jahr 1662, die im Jahr 1666 beginnende Damastproduktion in Großschönau (Oberlausitz) und die Gründung der Dresdner Seidenmanufaktur im Jahr 1674 bei.

Außenpolitische Erfolge hatte Johann Georg II. kaum zu verzeichnen. Im Jahr 1664 unterstützte er den französischen König - was er sich gut bezahlen ließ - politisch gegen die Habsburger, kämpfte dann aber zwischen 1672 und 1678 an der Seite des habsburgischen Kaisers gegen das nach Osten expandierende Frankreich.

Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen (reg. 1680-1691), Sohn des im Jahr 1680 verstorbenen Kurfürsten Johann Georg II., hatte schon seit 1663 an der Landesregierung mitgewirkt und ab 1672 als Landvogt der Oberlausitz fungiert. Er reorganisierte die Landesverwaltung, schränkte die Hofhaltung ein und investierte mehr Geldmittel in das sächsische Heer, mit dem er als Feldherr oft außer Landes weilte. Im Jahr 1682 stellte er das erste stehende Heer Sachsens auf und führte die Prinzipien des Absolutismus auch auf militärischem Gebiet ein.

Im Jahr 1683 nahm ein von Kurfürst Johann Georg III. geführtes 11.000 Mann starkes sächsisches Heer am siegreichen Kampf gegen die Türken vor Wien teil. (Im Jahr 1784 kämpften drei sächsische Regimenter unter venezianischer Fahne gegen die Türken. Noch bis zur Eroberung Belgrads im Jahr 1788 waren sächsische Truppen an den Türkenkriegen beteiligt.)

Ab 1688, im Dritten Reunionskrieg, stand der Kurfürst mit 14.000 Mann am Rhein, um im Reichsheer, dessen Oberbefehl er im Jahr 1691 ausübte, gegen Frankreich zu kämpfen. Auch Kurprinz Friedrich August (August der Starke) nahm zwischen 1689 und 1691 an mehreren Feldzügen gegen Frankreich teil.

Im Jahr 1691 starb Kurfürst Johann Georg III. in Tübingen während eines Feldzuges gegen Frankreich. Nachfolger wurde sein ältester Sohn Johann Georg IV. (reg. 1691-1694). Auch er beteiligte sich im Jahr 1693 mit 12.000 Mann am Reichskrieg gegen Frankreich.



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