Landeshauptstadt Dresden
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Kunst- und Kulturgeschichte

Aus der Geschichte der Bildenden Kunst in Sachsen

Ab 1505 war der berühmte Maler des Reformationszeitalters Lucas Cranach d.Ä. in Wittenberg (damals Hauptstadt des ernestinischen Sachsens) als Hofmaler tätig.

Der im obersächsischen Raum wirkende Bildhauer und Holzschnitzer Peter Breuer, von dem 50 Kunstwerke erhalten blieben, vollendete im Jahr 1521 seinen letzten, für Stollberg gefertigten gotischen Schnitzaltar.

Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) richtete um 1560 die Dresdner Kunst- und Naturalienkammer ein. Diese Kunst- und Kuriositätensammlung, die zunächst fünf Zimmer des Dresdner Residenzschlosses über den kurfürstlichen Wohnräumen füllte, war der Grundstock für die späteren weltberühmten Dresdner Kunstsammlungen. Eine erste Inventarliste aus dem Jahr 1587 verzeichnet auf 317 Doppelseiten etwa 100.000 Raritäten aus Sachsen, Deutschland, Europa und fernen Ländern, darunter Mineralien, Gemälde, Kleinplastiken, Werkzeuge und feinmechanische Instrumente.

Im Jahr 1575 wurde der bedeutende italienische Bildhauer und Architekt Giovanni Maria Nosseni an den sächsischen Hof berufen. Er hatte großen Anteil am Aufbau der einstigen prächtigen Renaissance-Stadt Dresden.

Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; reg. 1694-1733) gründete im Jahr 1722 aus Beständen der Kunstkammer sowie durch Ankauf und durch Zusammenfassen von Gemälden aus mehreren sächsischen Schlössern eine Gemäldesammlung. Diese wurde in den darauffolgenden Jahren, besonders in der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (reg. 1733-1763), durch umfangreiche Ankäufe noch wesentlich erweitert und gehört seitdem zu den bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas. Fast alle großen Alten Meister der Malerei sind vertreten. Raffaels "Sixtinische Madonna", das Glanzstück der zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehörenden Gemäldegalerie, kam im Jahr 1754 nach Dresden.

Aus der Kurfürstlichen Kunstkammer gingen in der Augusteischen Zeit (der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. und dessen Sohn Kurfürst Friedrich August II.) noch weitere Kunstsammlungen von europäischem Rang hervor: die "Grünes Gewölbe" genannte Pretiosensammlung (ein Schatzkammermuseum), das Kupferstichkabinett, das Münzkabinett, die Porzellansammlung, die Rüstkammer (später Historisches Museum genannt), die Skulpturensammlung (zunächst Antikensammlung genannt) und der Mathematisch-Physikalische Salon (ein Museum der Instrumentenkunst).

Einige der kostbarsten Kunstwerke des Grünen Gewölbes schuf der seit 1698 als Hofjuwelier in Dresden tätige Goldschmied Johann Melchior Dinglinger.

Von 1731 bis 1775 wirkte der bedeutende Dekorgestalter Johann Joachim Kändler an der Königlichen Porzellan-Manufaktur Meißen.

Im Jahr 1746 kam der unter dem Namen Canaletto bekannte bedeutende Vedutenmaler Bernardo Bellotto (1721-1780) aus Venedig nach Dresden, wo er ab 1748 als Hofmaler arbeitete. Hier schuf er 25 Gemälde, vor allem großartige Dresdner Stadtansichen, aber auch die berühmten Ansichten von Pirna. Seine detailgenauen Darstellungen, die als ein Höhepunkt der europäischen Vedutenmalerei gelten, vermitteln eine sehr genaue Vorstellung von den beiden sächsischen Städten in jener Zeit.

Der im Jahr 1765 erschienene erste gedruckte Katalog der Dresdner Gemäldegalerie fand europaweit Aufmerksamkeit. Die Gemäldesammlung, die sich seit 1746 im Stallgebäude (heute Johanneum) befand, gab hinfort Anregung und Maßstab für die praktische Kunstausübung in Dresden und weit über die Grenzen Sachsens hinaus. Das Dresdner Bürgertum und die Besucher der Stadt hatten freien Zugang zur Galerie, was damals bei fürstlichen Kunstsammlungen eher selten der Fall war. Die Galerie förderte die Liebe zur Kunst und bildete den künstlerischen Geschmack (wobei natürlich der Geschmack der höfischen Aristokratie über die Zusammenstellung der Sammlung entschied). Nicht zuletzt aus diesem Grund zog es viele Künstler nach Dresden.

Der Kunstberater und Bildaufkäufer des sächsischen Hofes Francesco Graf Algarotti regte die Sammlung zeitgenössischer Kunst des 18. Jahrhunderts an. Die Bilder zeitgenössischer Maler waren bis dahin an unterschiedlichen Orten in Wohn- und Repräsentationsräumen verstreut und nicht öffentlich zugänglich gewesen. Lediglich Christian Wilhelm Ernst Dietrich, der in der Galerie als Restaurator arbeitete, war mit 31 Werken, die sich stark an die "alten Meister" anlehnten, gut in der Galerie vertreten.

Aus der seit 1680 in loser Form bestehenden Dresdner Zeichenschule oder Malerakademie ging im Jahr 1764 auf Anregung von Christian Ludwig von Hagedorn die Königlich-Sächsische Akademie der Bildenden Künste (Kunstakademie) hervor. Zu den ersten Lehrern gehörten die Maler Anton Graff (1736-1813) und Adrian Zingg (1734-1816). Diese beiden aus der Schweiz stammenden Künstler sollen auch den Begriff "Sächsische Schweiz" für das Elbsandsteingebirge geprägt haben. Anton Graff arbeitete ab 1766 als Dresdner Hofmaler.

Die Kunstakademie entwickelte sich schnell zum Zentrum des Dresdner Kunstlebens. Graf Camillo Marcolini (1739-1814) übte zwischen 1768 und 1814 als Direktor der Kunstakademie, der Meißner Porzellan-Manufaktur und der Königlichen Sammlungen einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Dresdner Kunst- und Kulturlebens aus.

Der natur-religiöse Maler Philipp Otto Runge wechselte im Jahr 1801 von der Kopenhagener an die Dresdner Kunstakademie. Unter dem Einfluss von Ludwig Tieck und anderen Dresdner Romantikern entwickelte er sich zu einem bedeutenden Maler der Romantik.

Der stille, menschenscheue Künstler Caspar David Friedrich schürte mit seinen romantischen Bildern wie dem Altarbild "Kreuz im Gebirge" (heute in der Galerie Neue Meister) um 1808 leidenschaftliche Diskussionen über den neuen Stil der Romantik in Malerei und Literatur. Die Romantik hatte sich von der Zuversicht des Aufklärungsdenkens ab- und dem Altdeutschen zugewandt und dann während der Napoleonischen Kriege starke nationale und patriotische Züge entwickelt.

Die Sammlungen des Königlich-Sächsischen Altertumsvereins zogen im Jahr 1829 in das Palais im Großen Garten bei Dresden ein.

Im Jahr 1832 erhielt der bedeutende Bildhauer Ernst Rietschel, der gemeinsam mit Ernst Hähnel die Dresdner Bildhauerschule begründete, eine Professur an der Kunstakademie.

Von 1836 bis 1877 war der bedeutende Maler der deutschen Spätromantik Adrian Ludwig Richter (1803-1884) Professor an der Kunstakademie. Vorher hatte er ab 1828 als Leiter der Zeichenschule der Königlichen Porzellan-Manufaktur Meißen gearbeitet.

Im Jahr 1872 begannen die Arbeiten am Fürstenzug, dem großartigen Wandgemälde von Wilhelm Walther (1826-1913) zur Geschichte des Hauses Wettin am Langen Gang des Dresdner Stallhofes. Das 1876 abgeschlossene Sgrafitto-Wandbild wurde 1907 durch eine Reproduktion auf Porzellanfliesen der Königlichen Porzellan-Manufaktur Meißen ersetzt (1978/79 restauriert).

Die Dresdner Kunstakademie bezog im Jahr 1894 ihren repräsentativen Neubau an der Brühlschen Terrasse. Ab 1895 war der impressionistische Maler Gotthardt Kuehl (1850-1915) ihr Leiter. Mit der Internationalen Kunstausstellung von 1897 begründete er die Tradition der Dresdner Kunstausstellungen. Sein Nachfolger war ab 1915 der bedeutende Impressionist Robert Sterl (1867-1932).

Um 1900 setzte in Dresden ein reges Kulturleben mit einem ausgeprägten künstlerischen Reformbestreben ein. Beispiele dafür sind die große Kunstgewerbeausstellung, der erste deutsche Kongress für Denkmalpflege, die Herausgabe der Zeitschrift "Kunstwart", die Gründung des Dürerbundes und die Einrichtung der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst in Hellerau.

Junge Künstler ohne akademische Kunstausbildung gründeten im Jahr 1905, in Opposition zur Kunstakademie, in der Dresdner Friedrichstadt eine Ateliergemeinschaft - die später weltberühmte expressionistische Künstlergemeinschaft "Die Brücke". Zu ihr gehörten die Maler Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Karl Schmitt-Rottluff (1884-1976), Emil Nolde (1867-1956), Erich Heckel (1883-1970), Fritz Bleyl (1880-1966) und später auch Max Pechstein (1881-1955). Mit ihren expressionistischen Bildern schufen sie in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eine neue Richtung der Malerei.

Nach dem Ende der sächsischen Monarchie (1918) gingen aus der "Königlichen Sammlung für Kunst und Wissenschaft" die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hervor.

Im Jahr 1919 riefen die Maler Otto Dix (1891-1969, ab 1926 als Kunstprofessor in Dresden tätig) und Conrad Felixmüller die Dresdner linke Gruppe der Neuen Sezession ins Leben.

Dresden war neben München ein Zentrum der Kunst der Neuen Sachlichkeit. Hier wirkten sehr gesellschaftskritische Künstler wie die Maler Hans Grundig (1901-1958), Otto Griebel (1895-1972) und Wilhelm Lachnit (1899-1962). Mit dem Triptychon "Der Krieg" schuf Otto Dix im Jahr 1932 ein Hauptwerk der Neuen Sachlichkeit.

Auf der II. Dresdner Kunst- und Antiquitäten-Auktion im Jahr 1922 kamen auch Kunstwerke aus wettinischem Privateigentum unter den Hammer. Durch das am 10. Juli 1924 verabschiedete Gesetz über die Abfindung der Wettiner gingen Teile der Kunstsammlungen in wettinischen Privatbesitz über.

Im Jahr 1930 eröffnete in Leipzig das neue Grassimuseum.

Im Jahr 1931 spaltete sich die Galerie Neue Meister von der Dresdner Gemäldegalerie ab, welche nun als Gemäldegalerie Alte Meister fortbestand.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verloren namhafte Künstler und Gelehrte ihre Ämter aus politischen oder rassischen Gründen. Dazu gehörten der Leipziger Gewandhauskapellmeister Bruno Walter, der Leiter der Dresdner Staatskapelle Fritz Busch, der Operndirektor Gustav Brecher, der Philosoph Hans Driesch, der Maler Otto Dix und der Schriftsteller Victor Klemperer.

Im Rahmen ihrer Aktion "Entartete Kunst", die in der gleichnamigen Münchner Ausstellung gipfelte, entfernten die Nationalsozialisten viele Werke aus den Dresdner Kunstsammlungen und belegten zahlreiche Künstler wie z. B. solche der Neuen Sachlichkeit und des Expressionismus mit existenzvernichtendem Arbeits- und Ausstellungsverbot. In Dresdner Rathaus eröffneten sie im September 1933 die Ausstellung "Spiegelbild des Verfalls in der Kunst".

Bei den Bombenangriffen im Februar 1945 verloren die Staatlichen Kunstsammlungen, die Dresdner Bibliotheken und viele andere Kultureinrichtungen nahezu alle Räumlichkeiten in der Dresdner Innenstadt sowie auch Teile ihrer Kunstbestände.

Im Jahr 1946 wurden die im Krieg aus Dresden ausgelagerten und somit vor der Vernichtung bewahrten Kunstschätze als "Beutekunst" in die Sowjetunion abtransportiert - mit der Begründung, dass ihre Sicherheit in Nachkriegsdeutschland nicht mehr gewährleistet sei.

Die bildenden Künste machten ihr Hochschulgebäude an der Brühlschen Terrasse, die Kunstakademie, bald wieder funktionstüchtig und begannen regelmäßige Kunstausstellungen sowie Sonderausstellungen im Albertinum auszurichten.

Die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister im Jahr 1956 - anlässlich der 750-Jahr-Feier Dresdens - erfolgte in der wiederhergestellten Sempergalerie mit den bis dahin von der Sowjetunion zurückgegebenen Bildern. Im wiederhergestellten Albertinum eröffnete im Jahr 1959 die erste Ausstellung des "Grünen Gewölbes", nachdem die Kunstschätze dieses Schatzkammermuseums wie auch die des Kupferstichkabinetts, des Münzkabinetts, der Porzellansammlung, der Rüstkammer und der Skulpturensammlung (alle gehören zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) im Jahr 1958 aus der Sowjetunion zurückgekehrt waren.

Im Jahr 1996 fand man im Friedewald bei Moritzburg wertvolle Goldschmiedearbeiten und andere Wertgegenstände überwiegend aus dem Bestand der Hofsilberkammer, nicht wenige davon Hauptwerke der europäischen Goldschmiedekunst, die der wettinische Prinz Heinrich hier in den letzten Kriegswochen 1945 vergraben hatte. Das Kaufangebot des Freistaates Sachsen für die wiedergefundenen Kunstwerke lehnte das Haus Wettin als zu niedrig ab, die Versteigerung bei Sothebys im Jahr 1999 erbrachte dann aber einen noch geringeren Erlös.

Nach der Einigung zwischen dem Haus Wettin und dem Freistaat Sachsen im Jahr 1999 über die Rückgabe von Kulturgütern erhielten die Wettiner etwa 6.000 Kunstgegenstände zurück.

Im Jahr 2000 begann der Bau des Museums der bildenden Künste in Leipzig, des ersten Museumsneubaus der neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung.



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