Landeshauptstadt Dresden
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Kunst- und Kulturgeschichte

Theater & Literatur in Sachsen

Am Ende des 16. Jahrhunderts kamen englische Komödianten nach Dresden. Sie gastierten auf Empfehlung des Kurfürsten von Brandenburg am Sächsischen Hof und machten hier unter anderem Stücke von Shakespeare bekannt. Die deutsche Erstaufführung des "Hamlet" fand im Jahr 1626 statt.

Im Jahr 1669 gründete Johann Veltheim in Sachsen eine der ersten Schauspielertruppen Deutschlands. Ab 1685 bis zum Tod von Kurfürst Johann Georg III. im Jahr 1691 war die "berühmte Bande des Magisters Velten" durch ein kurfürstliches Dekret am sächsischen Hof verpflichtet. Sie führte unter anderem ins Deutsche übersetzte Stücke von Moliére und Corneille auf.

Der Gelehrte und Schriftsteller Johann Christoph Gottsched (1700-1766) wurde im Jahr 1725, nachdem er im Jahr 1724 aus dem preußischen Königsberg vor den Soldatenwerbern geflohen war, Privatdozent und 1734 Literaturprofessor an der Leipziger Universität.

Im Jahr 1737 verbannte die damals beste deutsche Theatergruppe Haak-Hoffmannsche-Polnisch-Sächsische-Komödiengesellschaft, in der die talentierte Schauspielerin Friederike Caroline Neuber (1697-1760) eine führende Rolle spielte, den Harlekin als Inbegriff des bisher üblichen Stehgreif- und Possenspiels von der Bühne. Die oft in Leipzig weilende "Neuberin" trug mit Unterstützung durch Johann Christoph Gottsched, mit dem sie sich später aber überwarf, wesentlich zur Reform der deutschen Theaterkunst nach dem Vorbild des französischen Schauspiels bei.

Ein Höhepunkt des Schaffens der Theatergruppe war die Aufführung von Lessings Jugendwerk "Der junge Gelehrte" im Jahr 1747. Im höfischen Dresden, das die italienische Oper und pompöse Festaufführungen liebte, erhielt Caroline Neuber mit ihrer Truppe allerdings wenig Beachtung und schon gar keinen Zugang zum Hoftheater. Krank, einsam und verarmt starb sie im Jahr 1760 in Dresden-Laubegast.

Von 1728 bis 1734 war der satirische Dichter Gottlob Wilhelm Rabener Schüler der Landesschule ("Fürstenschule") in Meißen, von 1741 bis 1746 auch Gotthold Ephraim Lessing.

Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) kam im Jahr 1734, nach dem Besuch der Meißner Fürstenschule ab 1729, als Theologiestudent an die Leipziger Universität, wo er 1745 habilitierte und von 1751 bis zu seinem Tod als Professor wirkte.

Der "Dichterfürst" Johann Wolfgang von Goethe studierte von 1765 bis 1768 in Leipzig.

Das im Jahr 1766 erbaute und ab 1798 städtische Leipziger Theater entwickelte sich zu einer bedeutenden Pflegestätte des Schauspiels.

Unter dem russischen Gouverneur Repnin-Wolkonski, der nach der Niederlage Napoleons (und des mit diesem verbündeten Königreichs Sachsen) in Dresden residierte, erlebte das sächsische Theaterschaffen, das sich vorher auf die am Hofe beliebten seichten Stücke z. B. von Iffland, Kotzebue und Vulpius beschränkt hatte, einen großen Aufschwung. Er wandelte das Hoftheater in ein Staatstheater um und förderte den Geist der nationalen Wiederbelebung, der im Krieg gegen Napoleon entstanden war, auch im Dresdner Theaterleben. Nun wurden z. B. Stücke von Goethe, Schiller, Lessing, Grillparzer, Kleist und Calderón aufgeführt. Der im Jahr 1815 aus "Kriegsgefangenschaft" in Berlin zurückkehrende König machte diese Entwicklung jedoch rückgängig und richtete wieder sein Hoftheater ein.

Der berühmte Schriftsteller der Romantik E.T.A. Hoffmann, damals Kapellmeister der Secondaschen Wandertruppe, erlebte im Jahr 1813 das Ende der Napoleonischen Kriege in Sachsen - auch die Kapitulation Dresdens. In seinen Briefen und Tagebüchern schrieb er über Elend, Seuchen, Hunger und Zerstörung, die der Krieg nach Sachsen gebracht hatte.

Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860), der sich mindestens sieben Mal für längere Zeit in Dresden aufhielt und bereits in den Jahren 1800 und 1804 als junger Mann mit seinen Eltern die Stadt, die er in seinen Tagebüchern "das liebe Dresden" nannte, besucht hatte, ließ sich dann 1814 - nach dem Abschluss seiner Studien in Göttingen und Berlin - hier nieder. In Dresden schrieb er zwischen 1814 und 1818 sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung", eine der bedeutendsten philosophischen Schriften des 19. Jahrhunderts.

www.schopenhauer-dresden.de

Der bedeutende Dichter der Romantik Ludwig Tieck (1773-1853) bestimmte von 1819 bis 1841 das Dresdner literarische Leben wesentlich mit. Ab 1824 arbeitete er als Dramaturg in Dresden. Er besorgte unter anderem Aufführungen von Goethes "Faust", von Stücken Heinrich von Kleists und von elf Shakespeare-Dramen in deutscher Übersetzung. Seine wöchentlichen Vorlese-Soiréen in seiner Wohnung am Altmarkt fesselten den erlesenen Zuhörerkreis. Seine Reformbestrebungen scheiterten jedoch an den höfischen Vorgaben und einer teilweise absurden höfischen Zensur, so dass er 1842, enttäuscht von den Dresdner Verhältnissen, nach Berlin ging.

Nach den bürgerlichen Reformen von 1830/31 fiel die Zensur des künstlerischen Schaffens in Sachsen vorrübergehend moderater als etwa in Preußen oder Österreich aus. Solche Journalisten und Dichter wie Hoffmann von Fallersleben, Ludwig Uhland, Gustav Freytag, Robert Prutz und Arnold Runge beschrieben die sächsische Metropole Dresden im kulturellen Aufbruch.

Der im Jahr 1842 gegründete Leipziger Schriftsteller-Verein, in dem auch die aus Meißen stammende spätere Begründerin der deutschen Frauenbewegung Louise Otto Peters (1819-1895) tätig war, förderte sächsische Künstler mit Unterstützungsfonds.

Die ab 1844 in Dresden wirkenden Schauspieler Eduard und Emil Devrient, letzterer auch ein großer Sänger, wurden Publikumslieblinge - und auch sehr vermögend.

Von 1868 bis 1875 lebte der Schriftsteller Henrik Ibsen in Dresden, außerdem wohnten hier zeitweise Iwan Turgenjew und bis 1871 auch Fedor Dostojewski. Nach der künstlerischen Sturm-und-Drang-Periode der 1840er Jahre galt die Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dann als Stadt der Privilegierten, Rentner und Touristen.

Im Jahr 1878 eröffnete das nach Plänen Gottfried Sempers errichtete neue Königliche Hoftheater (zweites Hoftheater, heute Semperoper genannt) mit Goethes "Iphigenie" . Das erste, ebenfalls von Semper gebaute Hoftheater war 1869 abgebrannt.

In dem im Jahr 1888 fertiggestellten Albert-Theater am in der Dresdner Neustadt (es fiel den Bombenangriffen im Februar 1945 zum Opfer) erhielt das Hoftheater eine neue Spielstätte. Bis dahin hatte es sich mit der Königlichen Oper in die Semperoper teilen müssen.

Im Jahr 1902 gründete sich in Dresden der Zirkus Sarrasani, seinerzeit das größte Zirkusunternehmen der Welt (seit 1990 gibt er wieder Gastspiele in der Stadt).

Der in Hohenstein-Ernstthal geborene Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May schrieb bis zu seinem Tod im Jahr 1912 seine berühmten Romane um Winnetou, Old Shatterhand, Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar in Radebeul bei Dresden. Seit 1927 ist auf seinem Radebeuler Wohngrundstück ein bedeutendes völkerkundliches Indianermuseum eingerichtet.

Im Jahr 1913 gab die Sächsische Landesbühne ihre Eröffnungsvorstellung in Dresden. Im selben Jahr entstand die neue Leipziger Volksbühne.

Nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 wurde das Hoftheater in Sächsisches Landestheater, später in Staatstheater umbenannt. Es führte nun vermehrt auch sozialkritische Stücke auf, doch das sehr konservative, rechtsgerichtete Dresdner Millieu verdrängte sozialkritische Stücke immer mehr in das Experimentiertheater Aktuelle Bühne, während im Schauspielhaus bald nur noch unverfängliche, vor allem klassische Stücke gespielt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lief der Dresdner Theaterbetrieb schon im Juli 1945 wieder an - jedoch nur behelfsmäßig in der ehemaligen Tonhalle in der Neustadt, weil alle Theatersäle der Dresdner Innenstadt zerstört waren. Das erste aufgeführte Stück war Lessings "Nathan". Die Tonhalle an der Glacisstraße fungiert seitdem als das Kleine Haus der Staatstheater.

Im Jahr 1948 zogen das Staatstheater und die Staatskapelle gemeinsam in das wiederhergestellte Schauspielhaus am Dresdner Postplatz ein. Bis zur Fertigstellung der wiederaufgebauten Semperoper im Jahr 1985 mussten sich beide in das Haus teilen. Der Zuschauerraum des Schauspielhauses zeigt sich seit der Restaurierung im Jahr 1995 wieder in seiner ursprünglichen Schönheit.



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