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Stadtteil Cotta

Urkundliche Ersterwähnung: 1328 als Kottowe (altsorbisch: Ort des Kot oder Chot), Eingemeindung nach Dresden: 1903

Die Flur Cotta erstreckt sich zwischen dem Fluss Weißeritz im Osten, der Bramschstraße im Südosten, der Weidentalstraße im Süden, der Gottfried-Keller- und Klaus-Groth-Straße im Südwesten und dem Gottfried-Keller-Platz im Norden.

Das Gassendorf Altcotta wird erstmals im Jahr 1328 erwähnt, als Hermann der Ältere ein Drittel des Dorfes und etwas später auch das (im Bereich des heutigen Gymnasiums gelegene) Herrengut verkaufte. Die Lehnshoheit lag nun beim Meißner Domstift, das zwischen 1416 und 1512 auch noch die anderen Grundstücke der Flur erwarb, das Gut auflöste und das Land an Bauern verpachtete. Nach der Reformation (1539) gelangte Cotta zusammen mit den umliegenden Dörfern in den kurfürstlichen Besitz. Weil das tief gelegene Gelände an der Elbe recht sumpfig war, musste sich das Dorf seitdem den Namen "Frosch-Cotta" gefallen lassen.

Bei der Einrichtung des Vorwerks Ostra durch Kurfürst August von Sachsen im Jahr 1568 ging fast die Hälfte der Cottaer Flur, eine Fläche von etwa 100 ha, in den Bestand dieses Kammergutes über. Die Bauern wurden mit Geld oder mit Feldern des großen Briesnitzer Vorwerks entschädigt. In Cotta lebten ab jetzt überwiegend Gärtner und Häusler.

Von der historischen Bausubstanz Altcottas blieb nur wenig erhalten. Das Faustsche Weingut (Hebbelstraße 26) zeigt ein Rundbogentor und eine Rebstock-Darstellung im Türschlussstein. Eine lange Inschrift am Straßengiebel beschreibt die Geschichte des Hauses.

Im Jahr 1862 baute die Stadt Dresden eine Abdeckerei, die Cavillerei, am Lerchenberg. Die Löbtauer und Cottaer Bürger hatten nun sehr unter dem Geruch zu leiden, bis die Abdeckerei im Jahr 1915, nach der Inbetriebnahme des neuen Vieh- und Schlachthofes im Ostragehege, geschlossen wurde.

Im Jahr 1866 warfen preußische Truppen am Lerchenberg eine Schanze auf. Nach dieser im Jahr 1875 eingeebneten Schanze ist das hier gelegene Schanzenviertel benannt.

Zu den ältesten Straßen der Cottaer Flur gehören der Löbtauer Kirchweg (Cossebauder/Lübecker Straße), der Wölfnitzer Leichenweg (Gottfried-Keller-Straße) und der Gorbitzer Leichenweg (Gorbitzer Straße). Nach dem Durchbruch der Schweriner Straße (damals Wettiner Straße) in der Wilsdruffer Vorstadt erlangte ab 1875 die Meißner Landstraße eine große Bedeutung als zweite westliche Ausfallstraße Dresdens neben der Kesselsdorfer Straße.

Im Zuge der Industrialisierung von Löbtau entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Cotta große Arbeiterwohnsiedlungen. Von 1867 bis 1900 stieg die Einwohnerzahl auf das Sechsfache an. Alte Schriften berichten von enormen Grundstücks- und Bauspekulationen in jener Zeit. In den neuen Siedlungen Cottas erhielten die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen Namen deutscher Dichter und die in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen Namen von Siedlungen der Umgebung.

Der durch die Cottaer Flur fließende Cotterbach (Weidigtbach) mündete einst am Schusterhaus in die Elbe, wo sich heute die Weißeritzmündung befindet. Seit der unterhalb der Löbtauer Brücke beginnenden Verlegung der Weißeritz im Jahr 1893 von der nach Cotta mündet der Cotterbach am Emmerich-Ambros-Ufer in die Weißeritz. Das verheerende Weißeritz-Hochwasser von 1897 bekamen wegen der Flussbettverlegung nun auch die Cottaer zu spüren. In dessen Folge musste man unter anderem das Schusterhaus abreißen.

Bis 1910 schüttete die Düngerexport-Gesellschaft, die die Dresdner Abortgruben entleerte, einen großen Teil der Fäkalien bei Cotta in die Elbe. Dann ging die Schwemmkanalisation in Betrieb, die seitdem mit zwei Rohren von 1,15 m bzw. 2 m Durchmesser nahe der Flügelwegbrücke die Elbe unterquert und zum Klärwerk in Kaditz führt.

Mit einem Steuereinkommens-Soll von 5 Mark pro Einwohner im Jahre 1900 war Cotta verglichen mit Dresden (etwa 18,50 Mark) oder gar Blasewitz (etwa 38 Mark) eine sehr arme Gemeinde. Anders als in Blasewitz gab es deshalb in Cotta kaum Widerstand gegen die Eingemeindung nach Dresden im Jahr 1903.

Cotta ließ sich in den Jahren 1909/10 von Stadtbaurat Hans Erlwein die damals größte Volksschule Sachsens bauen. Nach einem früheren Freskobild wurde sie damals auch Rübezahlschule genannt. Über einer Tür an der Cossebauder Straße ist ein originelles Majolikarelief zu sehen, das einen Stadtrat mit einer riesigen Schere zeigt, der die Ausgaben für den Schulneubau beschneiden möchte, sowie den Baumeister, der die Hände schützend über sein Werk hält. Das im Krieg schwer beschädigte Gebäude wurde im Jahr 1949 wiederhergestellt und dient seitdem als Gymnasium.

Bis 1897 gehörten die Cottaer zur Briesnitzer Kirchgemeinde, dann bildeten sie ein eigenes Kirchspiel - zunächst mit einer im Jahr 1895 errichteten Interimskirche (Hebbelstraße 18), dann mit der in den Jahren 1914 bis 1927 vom Loschwitzer Architekten Rudolf Kolbe gebauten Heilandskirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Cottaer Kirchturm die Stahlglocken der bei den Bombenangriffen im Jahr 1945 zerstörten Jakobikirche.

Im Jahr 1900 errichteten die Architekten Seitz & Voretzsch das Cottaer Rathaus im Stil der Neorenaissance.

Im Jahr 1906 gelangte die vom Architekten Heino Otto nach Entwürfen des Paderborner Dombaumeisters Arnold Güldenpfennig auf einer Anhöhe an der Gottfried-Keller-Straße gebaute katholische Marienkirche zur Vollendung.

Im Jahr 1929 erfuhr das im Jahr 1899 gebaute und im Jahr 1922 von der Stadt Dresden übernommene Hebbelbad einen weitreichenden Umbau. Das vom Naturheilverein Cotta geschaffene Luftbad ging im Jahr 1946 in städtischen Besitz über.

An der Hamburger Straße, nahe der Mündung des im Bereich der Warthaer Straße fließenden Baches "Alte Wasserschöppe", entstand im Jahr 1872 das 120 m lange Hofbrauhaus. Der Brauereibetrieb endete im Jahr 1921, der Schankbetrieb im Jahr 1922. In das Gebäude zog die Pianofortefabrik Hupfeld-Zimmermann ein, dann im Jahr 1935 ein Rohr- und Armaturenwerk. Heute dient das Gebäude als Wohnhaus.

Im Keller des ehemaligen Hofbrauhauses befindet sich der erste Lichtschacht des 6 km langen Tiefen Erbstollens. Er war zwischen 1817 und 1837 gebaut worden, nachdem ein großer Wassereinbruch im Zauckeroder Kunstschacht im Jahr 1808 neun Bergleuten das Leben gekostet hatte. Der Stollen besitzt neun Lichtschächte für die Frischluftzufuhr und als Zugang für Reparaturen. Der vierte Schacht ist im Garten Gottfried-Keller-Straße 35 zu finden, der fünfte Schacht nahe der ehemaligen Holländischen Windmühle in Leutewitz und der siebente Schacht bei Obergorbitz/Altfranken. Der achte und neunte Schacht befinden sich am Burgwartberg bei Zauckerode. Die Höhe der Stollensohle wurde nach dem bis dahin höchsten Elbewasserstand von 1784 festgelegt. Im Jahr 1845 stieg die Elbe allerdings noch höher, sodass ihr Wasser durch den Stollen bis in den Freitaler Oppelschacht vordrang.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem alle Dresdner Theaterhäuser den Bombenangriffen zum Opfer gefallen waren, fand die Volksbühne, das spätere Theater der jungen Generation, in der ehemaligen Cottaer Tanzgaststätte Constantia ab 1947 eine geeignete Spielstätte.




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