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Stadtteil Hosterwitz   Pfarrkirche "Maria am Wasser" • Keppgrund

Urkundliche Ersterwähnung: 1406 als Hostembricz (altsorbisch "Dorf des Gostimer"), Eingemeindung nach Dresden: 1950 (zusammen mit Pillnitz)

Carl-Maria-von-Weber-Museum Hosterwitz: s. Museen

Der Stadtteil Hosterwitz ging aus einem Sackgassendorf hervor. Es befand sich dort, wo der Keppbach den steilen Keppgrund verlässt, bevor er in die Elbe mündet. Im Jahr 1414 wird ein Vorwerk zu Hosterbricz erwähnt, das jedoch nicht mehr lange bestehen blieb.

Die auf dem Gelände des an der Dresdner Straße gelegenen neuen Friedhofes gefundenen Reste eines Gräberfeldes der Lausitzer Kultur lassen auf eine frühe Besiedlung dieses Gebietes schließen. Die Urnengräber stammen aus der Zeit um 1200 v. Chr. sowie aus der älteren Eisenzeit zwischen 800 und 400 v. Chr.

Einen ersten bedeutenden Zuwachs erhielt der Ort, als sich im Jahr 1618 am Keppbach auf dem Pfarrlehn neun Häusler ansiedelten. Die Siedlung breitete sich später in Richtung Pillnitz aus. Am Keppbach waren im Jahr 1721 vier Mühlen in Betrieb.

Die Bauern hatten Frondienste und Abgaben für das Rittergut Pillnitz zu leisten. Ab 1623 war der in den Chroniken als besonders unmenschlich geschilderte Joachim von Loss Grundherr auf Pillnitz. Weil er die "ungemessenen" Dienste ständig erhöhte, kam es schließlich zum Aufstand der Bauern. Aus Rache ließ er das Dorf im Jahr 1624 (in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges) plündern.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) lagen viele Bauerngüter wüst. Noch aus dem Jahr 1680 sind Bemühungen der Grundherrschaft um deren Wiederbelebung überliefert. Das damals größte Gut gelangte im Jahr 1689 in den Besitz der Ehefrau des Hoffouriers August Zenker. Heute ist hier an der Laubegaster Straße 2 noch der Torbogen mit den verschlungenen Initialen AJEZ1689 ("August und Johanna Elisabeth Zenker 1689") zu sehen. Im Jahr 1690 kam das Gehöft bei einem Brand zu Schaden. Im Jahr 1695 wurde der Besitz durch Zukauf um 4,5 Hufen Land erweitert. Der italienische Hofbildhauer Lorenzo Matielli erwarb das Gut im Jahr 1745 und richtete hier eine Werkhütte ein. In dieser entstanden einige der 78 aus Sandstein gehauenen 3,50 m hohen Heiligenfiguren der Fassade der Katholischen Hofkirche. Von der flussnahen Werkstatt ließen sich diese günstig auf der Elbe nach Dresden transportieren. Im Jahr 1749 (nach dem Tod Matiellis 1748) kaufte der sächsische Premierminister Graf Heinrich von Brühl das Gut, um hier eine Manufaktur für Schnupf- und Rauchtabak anzulegen. Doch schon im Jahr 1752 verkaufte er die Anlage an die kurfürstliche Kammer. Auf dem nun Plantagengut genannten Besitz betrieb die Landescommerzien-Deputation von 1755 bis 1800 eine Seidenmanufaktur mit einer eigenen Seidenraupenzucht auf 2.500 Maulbeerbäumen.

Kabinettsminister Graf Camillo von Marcolini erwarb im Jahr 1774 einen Hosterwitzer Weinberg, im Jahr 1786 die Hosterwitzer Mühle und im Jahr 1800 die Lehden (Hanglagen) am Zuckerhut. Das für Graf Brühl am Eingang des Keppgrundes (Dresdner Straße) gebaute einflügelige Keppschloss ließ er umgestalten, außerdem hier eine künstliche Ruine (heute nicht mehr vorhanden) und die zur Elbe führende Nussallee anlegen.

Nachdem er schon im Jahr 1792 einen Teil der Gebäude des Plantagengutes gemietet hatte, erhielt Graf Marcolini im Jahr 1801 den gesamten Besitz in Erbpacht. Nach seinem Tod im Jahr 1814 teilten die Erben das Hosterwitzer Eigentum auf. Später war der ehemalige Marcolinische Besitz vorübergehend wieder in der Hand des Bankiers Robert Thode vereinigt.

Hosterwitz breitete sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend entlang der Dresdner Straße in lockerer Bebauung aus. Auf einem großen Teil der Flur fand nun Erwerbsgartenbau statt. Aus der Zeit um 1870 blieb östlich der Mündung des Keppbaches eine stattliche zweigeschossige Villa (Maillebahn 8) erhalten. An der Außenseite zeigt sie einen schönen Mittelrisalit, auf der Hofseite einen zweieinhalbgeschossigen Vorbau mit Flachgiebel und Satteldach. Der Altan ist mit Ornamentik geschmückt. Zeitweise nutzte eine Internationale Genossenschaftsschule das Haus.

Hosterwitzer Pfarrkirche "Maria am Wasser"

Hosterwitzer Pfarrkirche Maria am WasserDie Hosterwitzer Pfarrkirche "Maria am Wasser", ein schlichter einschiffiger Kirchenbau, erscheint erstmals im Jahr 1406 in den Urkunden. Der vermauerte romanische Türbogen an der Elbseite deutet auf eine noch frühere Entstehungszeit hin.

Einst hieß das Gotteshaus auch Schifferkirche. In Hosterwitz legten die Elbeschiffer eine Rast ein, um in der Kirche für das Gelingen ihrer Fahrt zu beten. An der Hosterwitzer Elbfurt wurden damals auch Waren umgeladen, was ebenfalls Zeit für einen Kirchenbesuch ließ. Ab 1638 war der Hosterwitzer Pfarrer zugleich Prediger der seit 1596 bestehenden Pillnitzer Schlosskapelle.

www.maria-am-wasser.de

Zwischen 1497 und 1500 wurde die Hosterwitzer Pfarrkirche im Stil der Gotik umgestaltet, dann im Jahr 1704 vergrößert und in einen schlichten Barockbau verwandelt. Bei einer Erneuerung im Jahr 1774 kamen über dem Westgiebel der Kirche der kleine achteckige Dachreiter mit der zwiebelförmigen barocken Turmhaube hinzu, außerdem die doppelgeschossigen hölzernen Emporen in dem mit einer gekehlten Flachdecke ausgestatteten Saal. Der Kanzelaltar von 1644 trägt ein Abendmahlrelief von Conrad Buchau.

Der mit Lebensbäumen, Eschen und Weiden bewachsene alte Kirchhof der Hosterwitzer Pfarrkirche gilt als einer der stimmungsvollsten Friedhöfe im Dresdner Raum. Die zum Teil künstlerisch sehr wertvollen Grabmale stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hier sind unter anderem adlige Hofbeamte bestattet. Eine alte Steinmauer schützt die Kirche und den erhöht liegenden Friedhof vor dem Elbehochwasser.

Wasserwerk Hosterwitz

Von dem sich beiderseits der Pillnitzer Landstraße erstreckenden Land des ehemaligen Plantagengutes erwarb die Stadt Dresden ab 1901 eine Fläche von 82 ha, um hier zwischen 1905 und 1908 das Wasserwerk Hosterwitz zu bauen. Die Hochbauten des Wasserwerkes entwarf Stadtbaurat Hans Erlwein. Im Umfeld der Grundwassergewinnung legte man eine große Edelobstplantage mit 12.000 Bäumen an.

Das Wasserwerk Hosterwitz versorgt einen Teil der Stadt Dresden mit Trinkwasser. Dieses wird mittels einer Brunnengalerie aus dem Grundwasser gewonnen. Die in der Eiszeit (genauer der Weichselkaltzeit) abgelagerten Sedimente der Niederterrasse sind hier bis zu 6 m mächtig. Unter der bis mehr als 2 m dicken Aulehmdecke ist eine Sandschicht und darunter Kies zu finden.

Das Wasserwerk betreibt eine Grundwasseranreicherung mit Elbewasser. Der Elbe entnommenes Wasser wird nach einer Vorreinigung in vier Absetzbecken geklärt, mit Druckfiltern gereinigt und dann zu neun Versickerungsbecken (je 30 m breit und 100 m lang) geleitet. Durch eine Zerstäubung das Wasser wird hier überschüssige Kohlensäure ausgetrieben und eine Sauerstoffanreicherung erzielt. Das durch den Sand der Becken versickernde Wasser speist das Grundwasser, das man dann in 111 Rohrbrunnen wieder fördert. Der ganze geschilderte Vorgang dauert etwa einen Monat. Das Trinkwasser gelangt durch ein 800-mm-Rohr zum Wasserwerk Saloppe und schließlich zu dem im Süden der Dresdner Heide gelegenen Hochbehälter Fischhaus, der das Trinkwasserleitungsnetz der rechtselbischen Stadtteile speist.

Keppgrund • Keppmühle

Die Quellarme des 5 km langen Keppbaches entspringen auf der Schönfelder Hochfläche. Bei Eichbusch beginnt sich der Wasserlauf immer stärker in das anstehende Gestein einzutiefen. Fast 100 m tiefer verlässt er den ab der Keppmühle sehr steilen Keppgrund und tritt in die Elbtalweitung ein, wo er nahe der Hosterwitzer Kirche in die Elbe mündet. Hinsichtlich seiner Entstehung und naturräumlichen Ausstattung ähnelt der Keppgrund dem Friedrichsgrund (Meixgrund).

Die zu Rockau gehörende Keppmühle ist seit 1595 bekannt. Das heutige Gebäude stammt einer Inschrift zufolge von 1781. Eine Tafel über der Haustür erinnert daran, dass Carl Maria von Weber von seinem Hosterwitzer Sommersitz häufig zur Keppmühle wanderte, die schon zu seiner Zeit ein beliebtes Ausflugsziel war. Am Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete eine Gaststätte in der Mühle.




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