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Dresdner Heide

Die im Nordosten des Dresdner Stadtgebietes zwischen Langebrück im Norden, Radeberg und Ullersdorf im Osten, dem Stadtteil Weißer Hirsch im Süden und der Albertstadt im Westen gelegene Dresdner Heide, ein Staatsforst und beliebtes Naherholungsgebiet (seit 1969 Landschaftsschutzgebiet), macht mit ca. 50 km² einen bedeutenden Teil des 328 km² großen Dresdner Stadtgebietes aus. Überhaupt verfügt kaum eine andere deutsche Stadt über einen so großen Waldanteil wie Dresden. Die Dresdner Heide war im Jahr 1949 zusammen mit der Jungen Heide nach Dresden eingemeindet worden. In dem mit Waldtälern, vielen Bachläufen und Quellen sehr abwechslungsreich ausgestatteten Misch- und Nadelwald lädt ein dichtes Wegenetz zum Wandern ein.

Zahlreiche vorgeschichtliche Funde in der Dresdner Heide lassen auf eine frühe Besiedlung dieses Gebietes schließen. In einer Kiesgrube nahe des Bahnhofes Dresden-Klotzsche traten bronzezeitliche Gräber der Lausitzer Kultur und jungsteinzeitliche Keramikfunde zutage. Südöstlich des Heidehofes fand man Urnengräber aus der frühen Eisenzeit, in anderen Bereichen der Heide Flach- und Hügelgräber aus der Bronzezeit. Südlich von Langebrück und nördlich vom Saugarten lassen reiche Keramikfunde auf frühgeschichtliche Siedlungen schließen. Am Südostrand der Heide traten Schnurkeramik aus der Jungsteinzeit und Siedlungsreste aus dem Mittelalter zutage.

Die Dresdner Heide gehörte einst zu einem großen Waldgebiet, das vom Friedewald (bei Moritzburg) im Westen über die Laußnitzer Heide im Norden bis zum Massenei- und Carswald (bei Arnsdorf) im Osten reichte. In slawischer Zeit bildete der hier wachsende dichte Urwald die Grenze zwischen dem sorbischen Elbtal-Gau Nisan und dem sorbischen Gau Milska. Aus letzterem ging die (erst 1635 an Sachsen angeschlossene) Oberlausitz hervor. Vor allem durch Rodungen im 12. und 13. Jahrhundert zerfiel dann dieses große Waldgebiet in die genannten Wälder.

Von etwa 72 km² in der Zeit um 1830 ging die Fläche der Dresdner Heide auf heute etwa 50 km² zurück. Allein durch die im Jahr 1827 begonnene Abholzung des Hellers und den Bau der Militärkasernen der Albertstadt zwischen 1870 und 1880 verlor die Dresdner Heide mehr als 1.000 ha Waldfläche in ihrem Westbereich. Hierdurch wurde die Junge Heide abgetrennt, die dann durch die Ausbreitung der Siedlungen Trachau und Trachenberge noch weiter schrumpfte. Die in der Albertstadt kasernierte Königlich-Sächsische Armee nutzte die Dresdner Heide als Übungsgelände und legte mehrere Schießplätze und Munitionsdepots im Wald an.

Von der Albertstadt (Dresdner Industriegelände) bis nach Langebrück durchquert seit 1846 die Bautzner Eisenbahnlinie die Dresdner Heide. Auf dieser Strecke steigt die Heidesandterrasse aus dem Elbtal allmählich auf die Lausitzer Granodioritplatte auf. Der lockere Heidesand macht hier eine aufwendige Böschungssicherung erforderlich. Den vor dem Bahnhof Klotzsche gelegenen steilen Nesselgrund überquert die Eisenbahnstrecke auf einer hohen Brücke.

Geologie, Flora, Fauna

Etwa 90% der Dresdner Heide befinden sich auf der Lausitzer Granodioritplatte. Deren Südwestrand zur breiten Mittelterrasse des Elbtales verläuft annähernd auf der Linie Klotzsche-Wolfshügel-Weißer Hirsch. In diesem Randbereich tritt die sogenannte Westlausitzer Störung auf, eine geologische Störungszone mit Granitgneis und deformierten Granodioriten.

Im Untergrund der Dresdner Heide und der im Osten angrenzenden Gebiete steht vor allem Lausitzer Zweiglimmergranodiorit an. Das bläulich-graue, richtungslos-kleinkörnige Gestein ist aus Quarz, Biotit, Orthoklas, Plagioklas, Muskovit, Kalknatronfeldspat und Kalifeldspat zusammengesetzt. Im Unterschied zum Granit überwiegt im Granodiorit der Anteil von Kalknatronfeldspat über den von Kalifeldspat.

Vor etwa 600 Millionen Jahren - im jüngsten Präkambrium - waren hier mehr als 1.500 m mächtige sandige Ablagerungen zu Grauwacken und Schiefern verfestigt worden. In den unteren Bereichen dieser Schicht, wo bestimmte Mineralien unter Druck und hoher Temperatur instabil wurden, kam es zur Gesteinsumwandlung (Metamorphose, Granitisation). (Schon ab 650°C und 2.000 bar beginnt die Anatexis genannte teilweise Aufschmelzung vor allem der hellen Gesteinsbestandteile.) Über die Jahrmillionen hinweg entstanden beim Auf- und Umschmelzen der Sedimentgesteine solche Zwischenformen der Gesteinsumwandlung wie granitisierte und stark aufgelöste Hornfelse und schließlich Gesteine, die in ihrer Zusammensetzung und ihrem Aufbau mit aus echten Schmelzen hervorgegangenen Graniten weitgehend übereinstimmen. Zu diesen sogenannten Anatexiten gehört auch der Lausitzer Zweiglimmergranodiorit.

Vor etwa 280 Millionen Jahren stiegen die Granodioritmassen an die Erdoberfläche auf. Stellenweise führten sie Zwischenprodukte des Umschmelzens wie z.B. Quarzglimmer, Epidothorn und Fettquarz mit. Beim Aufsteigen stieß der Granodiorit auf eine Grauwackeschicht, die dabei stark aufgeschmolzen wurde und in Schollen zerbrach, so dass die Übergänge zwischen Granodiorit und Grauwacke mannigfaltig gestaltet und sehr unscharf ausgeprägt sind. Stellenweise blieben große Schollen aus Grauwackehornfels erhalten.

Der Lausitzer Granodiorit tritt im Süden der Heide in den Tälern des Eisenbornbaches und des Mordgrundwassers und im Norden im Tal der Prießnitz stellenweise in Form von Felshängen und kleinen Klippen zutage.

Dem Grundgestein liegt eine mehr oder weniger mächtige Deckschicht aus Heidesand auf. Sie war in der späten Eiszeit von den vorherrschenden Westwinden aus dem sandigen Nordwesten des Elbtales auf die Lausitzer Granitplatte aufgeweht worden. Unter anderem im Landschaftsgebiet Heller und am Kannenhenkel blieben aus dieser Zeit stammende, bis zu 10 m mächtige Flugsanddünen erhalten.

Der höchste Berg der Dresdner Heide ist der im Nordosten gelegene Dachsenberg (280 m ü. NN), benannt nach einem hier früher bestehenden mehrstöckigen Dachsbau. In der Zeit der DDR wurde an diesem Ort ein weithin sichtbarer Feuerwachturm errichtet.

Die mittlere Jahrestemperatur liegt im Bereich der Heide bei 7,5°C. Am Südabfall zur Elbe erreicht sie fast 10°C. Die 3-Monats-Mittel reichen von 0°C im Winter bis 17°C im Sommer. Bis in den Juni hinein können Spätfröste auftreten, die vor allem die Laubholzarten beeinträchtigen.

Die Niederschläge reichen von 500-600 mm im Süden (Weißer Hirsch) bis 700-800 mm im Norden (Langebrück). Am Westrand der Heide fallen die Niederschlagswerte teilweise deutlich geringer aus, was zusammen mit den hier auftretenden leichten, sandigen Böden dazu führt, dass nur noch ertragsschwache, hochgradig waldbrandgefährdete Kiefernwälder wachsen.

Das schnell durch die leichten Sandböden versickernde Niederschlagswasser sammelt sich auf der undurchlässigen Granodioritplatte und tritt an den Talhängen in zahlreichen Quellen wie der Melzerquelle (Prießnitzgrund) und der Degelquelle (Stechgrund) zutage.

Zu den wenigen kleinen stehenden Gewässern der Heide gehören der südöstlich von Langebrück gelegene, aus einer Sandgrube hervorgegangene Silbersee, der in den 1930er Jahren im Südosten der Heide am Haarweidebach angelegte kleine Stausee und mehrere kleine Teiche, die zum Teil für die Fischzucht (u.a. die Forellenzucht) genutzt werden.

Im Norden der Dresdner Heide bildet die Granodioritplatte stellenweise flache, sandgefüllte Wannen wie z.B. das Muldental des Roten Grabens bei Langebrück. In diesen Senken staut sich das Wasser, so dass hier anmoorige Böden auftreten. Nördlich des Dresdner Saugartens erstreckt sich ein unter Naturschutz stehendes Moor.

Auf dem vor allem im Westen der Dresdner Heide verbreiteten Heidesand entstanden trockene, nährstoffarme, podsolierte Böden, auf denen nur anspruchslose Baumarten wie die Kiefer und stellenweise die Traubeneiche gedeihen. Flachwurzelnde Bäume wie die Fichte können das in den leichten Böden tief versickernde Wasser nicht erreichen. Wo dagegen kein angewehter Heidesand, sondern wie im Osten und Südosten der Heide durch Gesteinsverwitterung entstandener Lehmboden auftritt, wachsen auch anspruchsvollere Baumarten mit einer höheren Holzertragsleistung. Hier sind ausgedehnte Fichtenbestände zu finden. Im Norden der Heide trifft man auch auf Rotbuchenwälder. Sehr schöne alte Rotbuchenbestände sind auch im Süden der Heide im Stechgrund und im Schotengrund zu finden. Auf den grundwassernahen Talsohlen wachsen vor allem Stieleichen-Hainbuchen-Wälder mit einer artenreichen Krautschicht. An der Prießnitz kommen stellenweise Bergahorne vor. Die einst in der Heide wachsenden Tannen sind verschwunden, während der Anteil der Europäischen Lärche allmählich zunimmt.

In der Krautschicht der Kiefernbestände treten vorwiegend Säurezeiger auf, d.h. Pflanzenarten, die sauren Boden anzeigen. Zu diesen gehören Steinlabkraut, Wiesenwachtelweizen, Pillensegge und Adlerfarn. In den Fichtenbeständen sind meistens Arten frischerer, feuchterer Böden wie das Pfeifengras zu finden. In den Laubholzbeständen wachsen z.B. Waldzwenke, Riesenschwingel und Zittersegge, in den Roterlen-Beständen der staunassen Senken unter anderem Flatterbinse, Sumpfreitgras und Sumpfpippau.

An Standorten mit höherer Luftfeuchte, insbesondere an den Schnellfließstrecken der Prießnitz, kommen auch anspruchsvolle Laubwaldpflanzen wie z.B. Springschaumkraut, Sternmiere, Mauerlattich, Bingelkraut, Teufelsklaue, Gegenblättriges Milzkraut, Behaarter Kälberkropf und Nickendes Perlgras vor, an Felsenstandorten auch Tüpfelfarn und Männlicher Wurmfarn. Viele dieser Arten sind sonst eher im Bergland anzutreffen. Bemerkenswert sind die Vorkommen von Bergfarn, Rippenfarn und Harz-Labkraut.

In der Dresdner Heide werden heute etwa 15 Säugetierarten gezählt, an jagdbarem Wild vor allem Rehwild und ein geringer Bestand an Rotwild (Hirsch) und Schwarzwild (Wildschwein). Hasen sind wie überall in Sachsen sehr selten geworden.

Zu den mehr als 50 Vogelarten der Dresdner Heide gehören Schwarz- und Buntspecht, Nachtschwalbe, Misteldrossel, Baumpieper, Heidelerche, Tannenmeise, Haubenmeise und Goldhähnchen im Kiefernwald, Sperber, Singdrossel, Laubsänger, Heckenbraunelle und Rotkehlchen im Fichtenwald, Waldlaubsänger und Kleiber im Buchenwald sowie Gimpel, Zaunkönig, Kohl- und Blaumeise im Mischwald. An der Prießnitz sind die Gebirgsstelze und die seltene Wasseramsel zu beobachten.

Mindestens 6 Kriechtierarten wie die Zaun- und die Waldeidechse, die Ringelnatter, die Glattnatter und die Blindschleiche sowie mindestens 5 Lurcharten sind in der Dresdner Heide zu finden. Unter den wenigen Fischarten der Prießnitz ist die Forelle vorherrschend.

Zu der vielfältigen Insektenfauna der Heide gehören zahlreiche Arten von Libellen (mindestens 22), Bockkäfern (mindestens 15), Laufkäfern (mindestens 12) und Marienkäfern (mindestens 31). Bemerkenswert sind die Vorkommen des Stierkäfers und des Walkers. Auf offenem Heidesand leben Sandlaufkäfer, Ameisenlöwe, Dreihornmistkäfer und Sandwespe. Im Todholz, z.B. in Kiefernstubben, sind Larven und Adulte des Mulmbocks, des Kiefernprachtkäfers und des Feuerkäfers zu finden.

Nadel- und Holzschädlinge verursachen der Forstwirtschaft alljährlich bedeutende Holzverluste. Die Kiefernbestände werden vor allem durch Nonne, Kiefernschwärmer, Kiefernspinner, Kiefernspanner, Kieferntriebwickler, Kiefernharzgallenwickler, Forleule, Großer Brauner Rüsselkäfer und Kiefern-Buschhornblattwespe geschädigt. Die Fichte hat vor allem unter dem Fichtenborkenkäfer zu leiden. Die unter der Rinde lebenden Borkenkäferarten verursachen beträchtliche Holzschäden. Die genannten Schädlinge dienen ihrerseits als Nahrung für zahlreiche Arten von Schlupfwespen und Raupenfliegen.

Zu der reichen Schmetterlingsfauna der Heide gehören die am Heidekraut lebenden Arten Heidekrauteulchen, Bläuling, Kleines Nachtpfauenauge und Purpurbär, die an den Heidegräsern lebenden Arten Großes und Rostbraunes Ochsenauge, Kleiner Heufalter, Grasglucke, Kleiner Waldportier, Rostbinde, Komma-Eule, Marbeleule und Weißadereule sowie die an den Heidelbeerbüschen lebenden Arten Bürstenbinder, Quittenvogel, Weißer Grasbär und Moderholzeule.

Bis zum 18. Jahrhundert nutzten Imker die Dresdner Heide für die Waldzeidlerei (die Waldhoniggewinnung). Die Bienen sammelten dabei auch den Honigtau, den die an den Kiefernnadeln und -trieben saugenden Blattläuse abscheiden.

Von der reichen Wirbellosenfauna der Prießnitz seien nur Strudelwürmer (Turbellarien) und Flohkrebse genannt.

Das Jagdwesen in der Dresdner Heide

Beobachtungshaus im Langebrücker Saugarten
Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war das kurfürstliche Jagdgebiet Dresdner Heide sehr wildreich. Allein im Jahr 1562 wird von 1.236 erlegten Wildschweinen berichtet. Allerdings wurde der Wildschweinbestand für die kurfürstliche Sauhatz auch ganz gezielt in mehreren eingezäunten Saugärten (Dresdner, Langebrücker, Liegauer und Lausaer Saugarten) gefördert.

Bild: Beobachtungshaus im Langebrücker Saugarten


Der kurfürstliche Hof liebte vor allem die Parforcejagd, eine im 18. Jahrhundert aus Frankreich übernommene Hetzjagd mit zahlreichem Gefolge aus Piqueuren, Jagdjunkern, Jagdpagen, Reitknechten und Hundeburschen. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie von der Pirsch und der Treibjagd abgelöst.

Den letzten Bär der Heide fing man im Jahr 1612. Nach einem einst bestehenden mehrstöckigen Dachsbau ist der Dachsenberg benannt. In der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) dezimierten die preußischen Besatzer insbesondere das Rotwild der Heide.

Wegen der großen Schäden in der Land- und Forstwirtschaft durch Äsung, Wildverbiss und das Wühlen der Wildschweine entschied man sich am Anfang des 19. Jahrhunderts für eine starke Reduzierung des Wildbestandes. Große Abschuss-Kampagnen fanden in den Jahren 1825 bis 1830, 1864 und 1920 statt, wobei man das Schwarzwild fast ganz ausrottete. Auch das nach 1870 eingebürgerte Damwild verschwand später infolge der starken Bejagung wieder fast vollständig.

Forstwirtschaft in der Dresdner Heide

Erstmals im Jahr 1447 wird ein für den Wald der Dresdner Heide zuständiger Oberförster erwähnt, der mehrere Forstknechte beschäftigte und einem vom kurfürstlichen Hof bestellten Jagdbeamten unterstand. Ein Forstamt ist aus dem Jahr 1484 bekannt. Der Oberförster war gleichermaßen für die Jagd und die Forstwirtschaft verantwortlich. Er organisierte neben den kurfürstlichen Jagden insbesondere die Entnahme von Bau- und Brennholz und die Holzkohlegewinnung (Köhlerei).

Die intensive Nutzung des Waldes z.B. durch die Waldweide/Hutung und Gräserei mit Schweinen, Schafen und Rindern sowie das Laub- und Streurechen, zu der die Bewohner von zeitweise mehr als 70 Ortschaften der Umgebung berechtigt waren, aber auch der Verbiss durch das im kurfürstlichen Jagdgebiet zahlreiche Hochwild richteten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert große Schäden an. Der Anteil der Laubholzarten nahm immer mehr ab. Die Waldnutzungsrechte (Servituten) wurden dann bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nach und nach abgeschafft. Im Jahr 1836, als die landesherrlichen Wälder in den Besitz des sächsischen Staates übergingen, kamen die letzten dieser Rechte zur Ablösung.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem der Heidewald einen enormen Holzraubbau durch die preußischen Besatzer hatte erleiden müssen, begann die Aussaat und Pflanzung von Nadelhölzern, also eine planmäßige Holzwirtschaft in der Heide. Bis 1765 wurden drei Pflanzgärten angelegt. Johann Heinrich Cotta (1763-1844), der im Jahr 1811 die Tharandter Forstlehranstalt gründete und diese als erster Direktor leitete, bestimmte in den Jahren 1815/16 im Rahmen einer gründlichen Kartierung erstmals die Holzvorräte der Heide. Nach einer drastischen Reduzierung des Wildbestandes begann im Jahr 1832 der Waldumbau hin zu einem standortgerechten und ertragreichen Mischwald. Aus dem Jahr 1832 stammt auch das Kartenmaterial, auf dessen Grundlage die weiteren forstwirtschaftlichen Planungen und Revisionen vorgenommen wurden. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Dresdner Heide wegen neuerlicher Klagen der Bauern der umliegenden Ortschaften über hohe Wildschäden mit einem Wildzaun eingehegt (1945 abgebaut).

Große Schäden erlitt der Wald auch durch Schneelast und durch Windbruch wie z.B. bei einem Orkan am 7. Dezember 1868. Der Funkenflug durch die Dampflokomotiven der seit 1846 durch den Norden der Heide verkehrenden Bautzner Eisenbahn löste immer wieder Waldbrände aus. Ab 1945 wurden die Brände dann häufiger durch Fahrlässigkeit vor allem von Ausflüglern ausgelöst.

Auch Schädlinge verursachten bedeutende Holzverluste. Infolge des starken Nonnenbefalls in den Jahren 1806/07, 1837-1840 und 1923-1925 musste man mehrere hundert Hektar Wald abholzen. Auch der Pilzbefall wie z.B. die "Kiefernnadelschütte" vernichtete ganze Schonungen. Weitere beträchtliche Schäden richtete der Holzraubbau in Kriegszeiten, vor allem im Zweiten Weltkrieg, an.

Heute sind fast 60% aller Bäume der Dresdner Heide Kiefern. Die Fichte macht etwa ein Drittel aus. Etwa 5% der Bäume sind jeweils zur Hälfte Rotbuchen und Stieleichen. Andere Baumarten wie Erlen, Birken und Lärchen erreichen zusammen etwa 4% des Baumbestandes.

Die Forstwirtschaft bemüht sich, den Anteil der Laubholzarten zu vergrößern. Die Bodenverhältnisse der Heide und das Ertragsstreben der Forstwirte setzen dem jedoch Grenzen. Eichen und Buchen erreichen hier keine gute Holzqualität. Außerdem erfordert ein Waldumbau lange Zeiträume. Die Umtriebszeit (Zeit von der Aussaat bis zum Einschlag) liegt bei den Nutzbaumarten der Heide zwischen 100 und 140 Jahren. Etwa ein Drittel der Bäume wird vorfristig entnommen, zwei Drittel fallen dann beim Kahlschlag. Seit 1965 entzieht man den Kiefern vor dem Einschlag Harz. Hierzu werden die Borke und die darunter liegende Rinde streifenförmig ausgeschabt. Kiefernharz ist ein Rohstoff für die Kollophonium- und die Terpentinherstellung.

Nachdem die Dresdner Heide im Jahr 1967 zu einem Sonderforst und Naherholungsgebiet und schließlich im Jahr 1969 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden war, begann die Forstwirtschaft auch Rücksicht auf die Belange der Naherholung zu nehmen.

Das Wegenetz der Dresdner Heide

Die erste Landkarte der Dresdner Heide (Maßstab 1:2730) stammt aus dem Jahr 1589. Matthias Oeder hatte sie im Rahmen einer im Auftrag von Kurfürst August (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) vorgenommenen Vermessung Kursachsens in Ölfarbe gemalt. Viele der damals für die Heide aufgeführten Wegenamen und Waldzeichen sind noch heute gültig.

Das erste Wegenetz der Dresdner Heide war um 1560 nach den Grundsätzen der Waldvermessung des Leipziger Professors Johannes Humelius angelegt worden. Von dem im Zentrum gelegenen Saugarten gehen seitdem strahlenförmig die mit "Alte Eins" bis "Alte Acht" benannten Wege aus. Die "Alte Eins" führt nach Ullersdorf, die "Alte Zwei" nach Bühlau, die "Alte Drei" zum Weißen Hirsch, die "Alte Vier" zum Dresdner Stadtzentrum, die "Alte Fünf" nach Trachau, die "Alte Sechs" nach Klotzsche, die "Alte Sieben" nach Langebrück und die "Alte Acht" nach Radeberg.

Johann Heinrich Cotta (1763-1844, Gründer und erster Direktor der 1811 eröffneten Tharandter Forstlehranstalt) führte in den Jahren 1815/16 Vermessungsarbeiten und Bestandsaufnahmen in der Dresdner Heide durch. Nach seinen Plänen legte man in den Jahren 1832/33 das "Cottasche Wegesystem" über das Waldgebiet. Das rechtwinklige, an der "Alten Vier" ausgerichtete Wegenetz umfasst die Flügel A bis H und die Schneisen 1 bis 20. Der Abstand zwischen den in Nordost-Südwest-Richtung verlaufenden Flügeln beträgt jeweils 200 Ruten (859 m), der Abstand zwischen den rechtwinklig dazu verlaufenden Schneisen jeweils 100 Ruten (430 m). Der Wald wurde so in rechteckige, etwa 430 x 850 m große numerierte Sektoren eingeteilt.

Neben den genannten bestehen auch noch zahlreiche unregelmäßige Wege. Einige stammen aus alter Zeit, andere wurden nach den Erfordernissen des Übungsgeländes der Königlich-Sächsischen Armee oder der Naherholung angelegt.

Ab 1967 wurden neue Wanderwege, Park� und Rastplätze sowie eine neue Wegemarkierung für Ausflügler geschaffen und zahlreiche Bänke und Schutzhütten an den Wegen aufgestellt. Beliebte Wanderwege sind der Prießnitzgrundweg, der zwischen dem Stadtteil Weißer Hirsch und der Heidemühle verlaufende HG-Weg, der A-Flügel und der Ochsenkopfweg.

Saugarten, Heidemühle, Hofewiese

Der im Zentrum der Dresdner Heide gelegene Saugarten war einst eine Lichtung, zu der hin ab 1601 Schwarzwild-Treibjagden des Kurfürstlichen, später Königlichen Hofes stattfanden. Das hier im Jahr 1710 von dem bedeutenden Dresdner Barock-Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann errichtete Jagdhaus wurde um 1850 abgerissen. Ein großer Teil der Steine fand dann beim Bau der Elbmauer des am Neustädter Elbufer stehenden Schlosses Albrechtsberg Verwendung.

Ein Granitfindling am Saugarten trägt ein Bronzebildnis des Dresdner Landschaftsmalers und Kupferstechers Guido Hammer.

Die im Jahr 1881 im Stil eines Schweizerhauses gebaute Gaststätte Heidemühle steht etwa auf halber Strecke an der quer durch die Dresdner Heide verlaufenden Radeberger Straße. Diese seit dem 16. Jahrhundert bekannte, im Jahr 1840 zur Straße ausgebaute direkte Verbindung zwischen Dresden und Radeberg überquert hier mit der seit 1558 bekannten Hengstbrücke, einer Bogenbrücke, den Fluss Prießnitz. Am Ort der Heidemühle stand einst eine Sägemühle. Einen Ausschank gab es hier ab 1843. Zusammen mit der Gaststätte wurden im Jahr 1881 auch eine Mahl-, Schneide- und Ölmühle, ein Mühlgraben und ein Wehr zum Stau des Prießnitz-Flusses gebaut. Zur Ergänzung der besonders im Sommer ungenügenden Wasserkraft besaß die Mühle bald auch einen Dampfmaschinenantrieb. In der Zeit der DDR waren in den Gebäuden der Heidemühle ein Ferienheim und ein Kinderferienlager eingerichtet. In der Nähe befand sich an der Prießnitz ein Freibad.

Im Norden der Dresdner Heide, zwischen der Heidemühle und Langebrück, befindet sich die etwa 47 ha große und etwa 2 km lange, im Jahr 1547 erstmals als Langebrucker Wiese erwähnte Hofewiese. Dieser bedeutende Äsungs- und Brunftplatz des Reh- und Rotwildes der Heide lieferte einst auch das Futter für die Wildfütterung im kurfürstlichen Jagdgebiet. Die Hälfte des hier geernteten Heus wurde eine Zeit lang an das (im Gebiet der heutigen Dresdner Friedrichstadt gelegene) kurfürstliche geliefert. Die Arbeitskräfte kamen aus Klotzsche und Langebrück. Später befand sich der größte Teil der Hofewiese bis 1804 in Bewirtschaftung durch den Langebrücker Förster. Danach wurde das Gelände eingeebnet, entwässert und mit einem Zaun eingehegt. Seitdem nutzt man es als Wiese, Weide und teilweise auch als Ackerfläche.

Zeitweise befand sich die Hofewiese im Besitz des sächsischen Kabinettsministers Graf Camillo Marcolini (1739-1814). Im Jahr 1828 fiel sie an den sächsischen König, der einen Wiesenvogt für die Beaufsichtigung einstellte und für diesen im mittleren Bereich der Wiese ein Wohn- und mehrere Wirtschaftsgebäude errichten ließ.

Landgasthof Hofewiese in der Dresdner Heide um 1900Im Jahr 1877 erlangte der Wiesenvogtsitz das Schankrecht. Die Zufahrt zu dem bis 1960 privat bewirtschafteten Landgasthof Hofewiese ist von Langebrück oder von der Heidemühle über den Gänsefußweg (im Jahr 1973 zur Straße ausgebaut) möglich. Zwischen 1960 und 1985 betrieb die Handelsorganisation (HO) der DDR hier eine Gaststätte, danach war nur noch ein Kiosk geöffnet. Zwischen 1993 und 2000 führte ein Pächter die Gaststätte, dann ruhte der Gaststättenbetrieb.

Bild: Landgasthof Hofewiese in der Dresdner Heide um 1900 (nach einem alten Foto)


Fluss Prießnitz

Das erstmals im Jahr 1441 als Breßynicz und im Jahr 1527 als Brißenitz (altsorbisch: breza = Birke) erwähnte, etwa 24 km lange Flüsschen Prießnitz entspringt im Rossendorfer Teich und fließt in einem 3 bis 5 m breiten Bachbett durch die Dresdner Heide, bevor es in die Elbe mündet. An der Prießnitz führt einer der Hauptwanderwege des Naherholungsgebietes Dresdner Heide entlang. Die Oberhänge des bis zu 40 m tiefen bewaldeten Prießnitztales, eines Kerbsohlentales, sind meist mit Kiefern, gelegentlich auch Buchen bewachsen, im Talgrund stehen meist Fichten.

Der von der Prießnitz an ihrer Mündung aufgespülte Schwemmfächer zwingt den Elbestrom hier in eine große Südschleife. Auf diesem Gelände erstreckt sich ein Teil der Dresdner Neustadt.

Im Sommer, bei geringer Wasserführung, zeigt sich das Bachbett mit ausgedehnten hellen Sandbänken. Bei starkem Durchfluss dagegen, der bis zu 6 m³/s erreichen kann, kommt es in dem lockeren sandigen Boden des Flussbetts häufig zu Unterspülungen und Abbrüchen, wodurch sich in den Flussschleifen steile Prallhänge bilden. Entlang des Flusses sind an vielen Stellen von Hochwassern zerstörte alte Uferbefestigungen zu sehen.

Am Waldbad Klotzsche ändert die Prießnitz ihre Fließrichtung von Nordwest scharf nach Südwest. Im Gebiet dieses Knicks kreuzen sich im Untergrund die tektonischen Linien der Westlausitzer Störung und der Lausitzer Verwerfung.

Oberhalb der Einmündung des Nesselgrundes wird die Prießnitz mit einem Betonwehr für den Wasserzulauf des seit 1902 bestehenden Waldbades Klotzsche gestaut. Noch weiter oberhalb passiert der Bach in einem engen Tal mit steilen Hängen eine Granodioritschwelle in Form eines kleinen Wasserfalls.

Das Schwarze Bildwasser, ein Nebenbach der Prießnitz, trägt seinen Namen wegen eines in früherer Zeit hier im Langebrücker Revier aufgestellten Heiligenbildes.

Die über die Prießnitz führende Küchenbrücke gehört zu den schönen alten Steinbrücken der Dresdner Heide.

Das Sandschluchtflüsschen versickert nach etwa 1 km Fließstrecke (mit etwa 70 m Gefälle) kurz vor der Einmündung in die Prießnitz bei Meschwitz' Ruhe. Dieses plötzliche Verschwinden eines Baches ist auf dem durchlässigen Heidesandboden nicht ungewöhnlich.

Die 1,50 m hohe Granitsäule "Meschwitz' Ruhe" erinnert an den Forstmeister Friedrich Wilhelm Meschwitz. Er leitete den zwischen 1876 und 1879 vorgenommenen Ausbau des Sandschluchtweges. Auch die Alleebäume an der Stauffenberg� und der Marienallee in der Albertstadt sind seiner Initiative zu verdanken.

Albertpark

Im Südwesten der Dresdner Heide lädt der schöne Laubwald des Albertparks zum Spazierengehen ein. Der Rat der Stadt Dresden hatte dieses Gebiet im Jahr 1898 vor allem deshalb gekauft, um das Quellgebiet des Flüsschens Saloppe zu schützen. Dieses spielte eine wichtige Rolle bei der Trinkwasserversorgung der Dresdner Neustadt.

Bereits ab 1476 leitete man Wasser des Eisenbornbaches in Holzröhren nach Altendresden (der heutigen Inneren Neustadt). Aus dem Jahr 1568 ist eine solche Wasserversorgung des Jägerhofes bekannt.

Das im Norden des Albertparks stehende Fischhaus versorgte nachweislich schon ab 1575 den Dresdner Hof mit Fisch. Zu diesem Zweck hatte man aus dem Eisenbornbach gespeiste große Hälterteiche angelegt. Aus dem Fischhaus ging ein Forsthaus mit Schankrecht hervor.

Im Osten des Albertparks, am Fuße des 216 m hohen Wolfshügels, steht die im Jahr 1903 errichtete König-Albert-Säule. Sie trägt ein Bronzerelief des Königs Albert von Sachsen (reg. 1873-1902). Der früher auf dem Hügel stehende Aussichtsturm wurde im Jahr 1945 zerstört.

Der Moritzburg-Pillnitzer Weg, der alte Fahrweg zwischen den kurfürstlichen Schlössern Moritzburg und Pillnitz, verläuft seit etwa 1770 durch die Dresdner Heide. Er tritt bei Hellerau in die Heide ein und überquert auf der Küchenbrücke die Prießnitz. Dann passiert er nordöstlich der Gaststätte Fischhaus den Eisenbornbach, am Wolfshügel den Gutebornbach und an der Mordgrundbrücke den Stechgrund. Über den heute Schillerstraße genannten Fahrweg nach Loschwitz gewann er einst Anschluss an die Pillnitzer Landstraße. Schon in einer Karte von 1572 ist auf dieser Strecke durch die Dresdner Heide ein Weg eingetragen. Dessen Name "Mundstück" entsprang der volkstümlichen Interpretation eines alten Waldzeichens.

Gebiet Mordgrundbrücke

Begriffe wie Diebssteig und Mordgrundbrücke lassen auf eine wenig rühmliche Vergangenheit dieser im Süden der Dresdner Heide gelegenen Gegend schließen. Hier verläuft die Bautzner Straße, eine schon in früher Zeit nach Osten in die Lausitz und weiter nach Polen führende wichtige Handelsstraße, durch den Wald der Heide. Die im Stechgrund über das Mordgrundwasser führende Mordgrundbrücke besteht seit 1420.

An der Mordgrundbrücke ist eine in den Jahren 1901/1902 von Otto Petrenz geschaffene überlebensgroße Sandstein-Skulptur des in der griechischen Mythologie als Meister der Jagd und der Heilkunst geltenden Zentauren Chiron zu sehen.

Todmühle und Tanzzipfelwiese

Der Fluss Prießnitz tritt zwischen Bühlau und Ullersdorf in die Dresdner Heide ein. Hier, am Waldrand, wird sie von der erstmals im Jahr 1568 erwähnten Todbrücke überquert. Nach dieser Brücke ist die Todmühle (Totenmühle, Ullersdorfer Mühle), eine ehemalige Sägemühle, benannt. Später entstand nahe der Mühle eine beliebte Gaststätte mit gleichem Namen. Im Umfeld dieser Gebäude wuchs im 20. Jahrhundert eine kleine Siedlung heran.

Namen wie "Todbrücke", "Todmühle" und "Todberg" (bei Ullersdorf gelegen) erinnern an den in der Radeberger Gegend gepflegten Volksbrauch des Todaustreibens (Winteraustreibens). Dieser wird schon im Jahr 1366 in einer diesen Brauch ablehnenden Schrift der Prager Synode erwähnt. Am dritten Sonntag vor Ostern verbrannte man nach einem Umzug eine als Symbol des Todes vorgerichtete Strohpuppe auf den Todwiesen. Im Jahr 1745 verboten die Kirche und die Stadtverwaltung von Radeberg diesen Brauch.

Die im Jahr 1605 als Gras� und Heuwiese des Ullersdorfer Försters erwähnte Ullersdorfer Hofewiese reichte einst mit drei "Zipfeln" in den Heidewald hinein: mit der Tanzzipfelwiese, der Grünen Zipfelwiese und der Döhnertszipfelwiese. Letztere ist heute wieder bewaldet, während die beiden anderen Grünflächen noch immer landwirtschaftlich genutzt werden.

Der Name der Tanzzipfelwiese könnte von der früheren Bezeichnung Tannenzipfel oder vom Namen der im Jahr 1560 erwähnten Quelle Tanzborn abgeleitet sein. Der Legende nach versprach August der Starke bei einer Hofjagd in der Heide demjenigen die Wiese zum Eigentum, der sie ohne Unterbrechung umtanzen könne, was einem Jägerburschen gelungen sein soll.



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