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Stadtteil Blasewitz

Urkundliche Ersterwähnung: 1350 als Blasenwicz (altsorbisch: Leute des Blazen), Eingemeindung nach Dresden: 1921

www.dresden-blasewitz.de     www.blasewitz1.de

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Flur Blasewitz im wesentlichen ein Tännicht genanntes, mit Kiefernwald bewachsenes Gelände. Der Rundweiler Altblasewitz befand sich in einer Rodung am Elbufer. Die Abgaben, vor allem Getreide, hatten die Bauern zunächst an den Burggrafen von Dohna und nach dessen Machtverlust an die Meißner Markgrafen zu entrichten. Im Jahr 1384 wurde den Urkunden zufolge der wohlhabende Dresdner Bürger Peter Münzmeister mit dem kleinen Dorf Blasewitz belehnt.

Ab dem Jahr 1480 lag die Gerichtsbarkeit beim Dresdner Brückenamt, das die Abgaben unter anderem für den Unterhalt der Kreuzkirche und der Dresdner Elbbrücke verwendete. Ab ca. 1550, nach der Reformation, lag die Gerichtsbarkeit bis um 1850 beim Altstädter Religionsamt. Im Jahr 1709 erwähnen Urkunden etwa 70 ha Ackerland, 80 ha Wald und 5 ha Weingärten auf der Flur.

Am Dorfplatz (heute Schillerplatz) blieb der alte Gasthof erhalten. Dieses vormalige Jagdhaus wurde ab 1683 als kurfürstliche Schenke geführt. Das dazu gehörende Sommerschankhaus an der Elbe hieß später nach seinem wohl prominentesten Gast "Schillergarten". Friedrich Schiller, der oft mit der Fähre von Loschwitz herüberkam, um hier Wein zu trinken, soll die Wirtstochter Johanne Justine Segedin (1763-1856, als Frau Senator Renner gestorben) als Vorbild für seine Gustl von Blasewitz in "Wallensteins Lager" gewählt haben. Der im Wirtshausgarten stehende Schillergedenkstein ist eine Stiftung von Ernst Litfass (1816-1874), dem Erfinder der Litfass-Säule.

Mit dem Kapital der Naumann-Stiftung und mit dem Geld, das Franz Liszt im Jahr 1844 mit einem Konzert eingespielt hatte, konnte die Gemeinde Blasewitz in den Jahren 1850/51 an der Naumannstraße ein von Gottfried Semper entworfenes Schulhaus errichten - einen kleinen neogotischen Bau mit Staffelgiebel. Heute steht hier das am Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen von Emil Scherz gebaute Stadthaus.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften die Blasewitzer Grundeigentümer ihr Acker- und Waldland nach und nach an Dresdner Bauherren. Die ersten Neubausiedlungen entstanden im Umfeld der Brucknerstraße. Das Bauregulativ von 1863, die Vorgaben des im Jahr 1867 gegründeten Waldparkvereins und der Bebauungsplan von 1876 sorgten für eine wohlgeordnete Bebauung und größtmögliche Schonung des verbliebenen Tännichts. Blasewitz entwickelte sich zu einem waldreichen vornehmen Villenviertel.

Mit der Ausbreitung der Villensiedlung ging ein umfangreicher Straßenbau einher, so im Jahr 1863 der Ausbau der Loschwitzer Straße (Hauptweg nach Dresden). Im Jahr 1872 ging auf dieser Straße die Dresdner Pferdebahn in Betrieb. Eine Fahrt mit ihr konnten sich wegen des hohen Fahrpreises allerdings nur besser gestellte Anwohner und Ausflügler leisten.

Der 23 ha große Waldpark, ursprünglich ein Kiefernwald, später ein Mischwald, entstand ab 1874 auf Betreiben des Waldparkvereins. Der Königsheimplatz erinnert mit seinem Namen an die Förderer dieses Vorhabens, die Familie Königsheim.

Die Bauordnung von 1880 ließ am Schillerplatz nun auch geschlossene Häuserreihen zu, wodurch der ländliche Charakter dieses Platzes verloren ging.

Die Kirchgemeinde Blasewitz-Neugruna trennte sich im Jahr 1887 von der Kreuzkirchgemeinde und ließ sich im Jahr 1893 von Architekt Emil Scherz die neogotische Heilig-Geist-Kirche errichten.

Villa in BlasewitzVilla in BlasewitzUm 1900 errichteten bedeutende Baumeister wie Kurt Diestel, Julius Gräbner, Konstantin Lipsius, Johannes Schilling, Martin Pietzsch und Richard Schleinitz im Umfeld des Waldparks zahlreiche große Villen. Bald verfügte Blasewitz über mehr als 700 Villen­grundstücke.
Die wohlhabenden Blasewitzer gründeten Rudersportvereine für Männer und für Frauen und richteten eine Regattastrecke auf der Elbe ein. Seitdem hat der Dresdner Rudersport hier seine Heimstatt.

Der reiche Villenvorort Blasewitz widersetzte sich aus Angst vor höheren städtischen Abgaben, die den hohen Standard der eigenen öffentlichen Einrichtungen in Frage gestellt hätten, noch lange der Eingemeindung nach Dresden. Nachdem die Blasewitzer Kinder im Jahr 1903 auf Beschluss des Dresdner Rates nicht mehr in Dresdner Schulen aufgenommen wurden, gründete der Ort kurzerhand eine eigene höhere Schule. Im Jahr 1921 erfuhr Blasewitz, das nun schon rundum von Dresdner Stadtteilen umgeben war, schließlich die zwangsweise Eingemeindung nach Dresden.

Die Bombenangriffe im Februar 1945 hinterließen auch zwischen der Johannstadt und dem Schillerplatz einige Schäden. Deshalb stehen hier mehrere Neubauten zwischen den restaurierten Altbauten. Dennoch blieb in Blasewitz großbürgerliche Architektur der Jahrhundertwende in einer Vielfalt wie sonst nirgends in Dresden erhalten.

Seit dem Ausbau der Hauptverbindungsstraßen zu den östlichen Stadtteilen und der Brücke "Blaues Wunder", die Blasewitz und Loschwitz über die Elbe hinweg verbindet, hat der einst sehr ruhige und idyllische Ausflugsort Blasewitz sehr unter dem starken Durchgangsverkehr zu leiden.




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