Landeshauptstadt Dresden
Dresdner Stadtgeschichte
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König Johann • Gründerzeit in Dresden (1854-1873)

Dresden in der Gründerzeit

Der gelehrte und kunstsinnige König Johann von Sachsen (reg. 1854-1873) wurde unter anderem als Dante-Forscher bekannt. Schon als Prinz gab er im Jahr 1849 unter dem Pseudonym Philalethes eine Übersetzung von Dantes "Göttlicher Komödie" heraus. Sein Reiterstandbild ist auf dem Theaterplatz vor der Semperoper zu sehen.

Die um 1830 in Dresden beginnende und sich nach den revolutionären Ereignissen von 1849 fortsetzende Gründerzeit ließ viele neue Firmen und Banken entstehen. Das in politischen und Kriegsangelegenheiten wenig erfolgreiche Königreich Sachsen definierte seine Rolle in Deutschland nun vor allem über seine wissenschaftlich-technischen Leistungen. In Sachsen setzte eine rasante wirtschaftliche Entwicklung ein.

Die Bauvorschriften sorgten dafür, dass die Kunst- und Residenzstadt Dresden frei von Schwerindustrie mit rauchenden Schornsteinen blieb und sich auch das Hinterhofgewerbe in Grenzen hielt. Dresden konzentrierte sich auf Veredelungs- und Luxusindustrien.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen in den äußeren Stadtbereichen Dresdens viele Betriebe der chemisch-pharmazeutischen, feinmechanisch-optischen sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie (darunter auch viele Mühlen) in Betrieb. Im Jahr 1856 entstand die Steingutfabrik Villeroy & Boch, 1862 mit "Laferme" die erste Zigarettenfabrik Deutschlands (1880 gab es bereits 21 Zigarettenfabriken in Dresden) und 1869 die Nähmaschinenfabrik "Seidel & Naumann". Der Sozialdemokratische Arbeiterverein entstand im Jahr 1869 in Dresden.

Am Ort eines im Jahr 1859 eingerichteten Tiergeheges gründete sich im Jahr 1861 der Dresdner Zoologische Garten als eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.

Zwischen 1868 und 1874 erhielt Dresden eine große Stadtkanalisation.

Die Dresdner Bank ging 1872 aus dem Bankhaus Kaskel-Oppenheim hervor. Im Jahr 1872 nahm die Dresdner Pferdestraßenbahn den Betrieb auf. 1883 gab es in der Stadt bereits zehn Straßenbahn-Linien mit 42 km Streckenlänge und 111 Wagen.

In den Jahren 1870/71 war das Königreich Sachsen am Deutsch-Französischen Krieg beteiligt. Mit den Geldern aus den französischen Reparationszahlungen finanzierte es monumentale Bauten wie das Finanzministerium und das Gesamtministerium.

Rasantes Stadtwachstum

Nach dem im Jahr 1829 vollendeten Abbau der Stadtfestung begann sich Dresden schnell auszubreiten. Die Wilsdruffer Vorstadt und die im Westen sowie die Pirnaische Vorstadt im Osten zählten schon ab 1835 zum Dresdner Stadtgebiet.

Um 1830 hatte Dresden mit etwa 65.000 Einwohnern wieder die Einwohnerzahl der Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) erreicht. Dann wuchs die Dresdner Bevölkerung bis 1871 rasant auf 177.000 Einwohner - in der Inneren Altstadt nur um 25%, insgesamt aber um 150%. Die Bevölkerungszunahme konzentrierte sich also auf die sich schnell ausbreitenden Vorstädte, die bald darauf schrittweise nach Dresden eingemeindet wurden. In der Inneren Altstadt dagegen schrumpfte die Bevölkerung sogar wieder (bis 1933 um etwa 50%; 1831: 21.900, 1864: 26.700, 1871: 27.400, 1880: 25.300, 1900: 20.000, 1925: 14.100, 1933: 13.600).

Während nördlich des Altmarktes die höfischen Bauwerke unverändert erhalten blieben, entstanden südlich davon viele neue Wohn- und Geschäftsbauten. Die Bebauung der Prager Straße begann im Jahr 1851.

Dresdner Villenarchitektur

Die "Villen der Dresdner Schule" wurden überwiegend von Mitgliedern des Dresdner Architektenvereins gebaut. Ihr großbürgerlicher Landhausstil zeigt eine reizvolle Mischung aus Jugendstil, Klassizismus, Barock und Renaissance. Manche Villen waren von schlossartiger Größe wie die den Wettinern gehörende Villa Kapherr. Häufig wurden sogar die Zwischenwände und Treppen solide aus Elbsandstein gebaut.
Der Aufschwung der Villenarchitektur, der in den 1860er Jahren in Dresden begann und tausende Villen hervorbrachte, ist auch auf eine umfangreiche Ansiedlung wohlhabender Familien aus Deutschland und dem Ausland in der kulturell und wirtschaftlich regen Stadt mit ihrem reizvollen Umland zurückzuführen. Dresden erlangte damals gesellschaftlich den Charakter eines Baden-Baden.

Bedeutende Villenviertel entstanden am Großen Garten, zwischen Hauptbahnhof und Bürgerwiese, südlich des Hauptbahnhofes in der Südvorstadt (Schweizer Viertel), in der Neustadt sowie in Loschwitz und Blasewitz. Die Sanatorien und Kureinrichtungen auf dem Weißen Hirsch gibt es seit 1867.

Die an der Bürgerwiese errichteten prächtigen Villen und Palais fielen im Februar 1945 allesamt den Bombenangriffen zum Opfer. Auch das zwischen Hauptbahnhof und Bürgerwiese gelegene Englische Viertel, eines der schönsten Villenviertel Dresdens, wurde vollkommen zerstört. Als Beispiel für den Stil solcher Bauten mag die Hartmannsche Villa von 1874 am Laubegaster Ufer dienen. Von dem südlich des Hauptbahnhofes errichteten Schweizer Viertel stehen noch einige Häuser. Das Preußische Viertel, ein ab 1861 errichtetes Villenviertel an der Radeberger Straße in der Neustadt, in dem vor allem Offiziere der Garnison wohnten, blieb weitgehend erhalten.




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